Zivilschutz-Hubschrauber
Der Bund stellt den Ländern Zivilschutz-Hubschrauber (kurz: ZSH) als Teil der ergänzenden Ausstattung für Katastrophen- und Zivilschutzzwecke zur Verfügung. Außerhalb ihrer Aufgaben im Katastrophen- und Zivilschutz werden die ZSH von den Ländern im Rettungsdienst eingesetzt.
Der Bund stellt deutschlandweit an 12 Luftrettungszentren 18 ZSH zur Verfügung. Seit 2008 werden an allen 12 Standorten Mehrzweck-Hubschrauber des Musters EC135 T2i eingesetzt. An den Standorten von Christoph 14 in Traunstein und Christoph 17 in Kempten wurden diese Maschinen in den Jahren 2018 und 2019 durch leistungsstärkere H135 ersetzt.
Dies sind die Aufgaben der ZSH:
Erkundung und Überwachung von Schadensstellen
Die ZSH können für Erkundungs- und Überwachungsmaßnahmen aus der Luft eingesetzt werden. So kann bei Einsatzlagen, die vom Boden aus unübersichtlich erscheinen, aus der Vogelperspektive erkundet werden. Die aus der Luft gewonnenen Informationen bieten dabei den Einsatzkräften am Boden eine wertvolle Ergänzung zu den dort gewonnenen Lageinformationen. Dabei können mögliche Anmarschwege für die anrückenden Einsatzkräfte aus der Luft identifiziert und anschließend festgelegt werden. Dadurch können beschädigte oder mit Verkehr überlastete Straßen vermieden werden, um so ein schnelleres Erreichen der Einsatzstelle für die Einsatzkräfte am Boden zu gewährleisten. Großflächige Schadensfälle wie Vegetationsbrände oder Überschwemmungen können, sofern das Fliegen möglich ist, mithilfe der ZSH aus der Luft erkundet und beobachtet werden, um den Schadensumfang der Einsatzleitung zu melden. Für die Erkundung aus der Luft besteht dann im jeweiligen Einzelfall auch die Möglichkeit, Führungskräfte mit in den ZSH aufzunehmen, damit diese selbst eine Lageerkundung aus der Luft durchführen können.
Beobachtung und Lenkung von Bevölkerungsbewegungen
Eine weitere Einsatzrolle der ZSH ist die Lenkung von Bevölkerungsgruppen oder Einsatzkräften aus der Luft. Mithilfe des unter einem ZSH verbauten Lautsprechers besteht die Möglichkeit zur Durchführung von Durchsagen aus dem ZSH heraus. Damit kann die Bevölkerung aus der Luft vor drohenden Gefahren gewarnt werden oder es können Bevölkerungsbewegungen bei der Flucht gelenkt werden. Dafür muss der ZSH im Tiefflug langsam über dem jeweiligen Gebiet fliegen. In der Warnmeldung kann zum Verlassen des Bereiches aufgefordert werden. "Dies ist eine Warnung der Feuerwehr: Es ist zu einem Gefahrstoffaustritt gekommen, bitte verlassen Sie den Bereich." So oder so ähnlich könnte die jeweilige Warnung aus der Luft erfolgen. Auch während des Marsches von Einsatzkräften können schnell aktuelle Lageinformationen aus der Luft gewonnen werden, um die Einsatzverbände auf ihrem Marsch mittels Funk oder Lautsprecherdurchsage durch den ZSH zu lenken. So kann auch während des Marsches auf Einschränkungen der vorgesehenen Marschroute reagiert werden.
Messung von radioaktiver Kontamination in der Luft
Die Einsatzrolle zur Messung von Strahlung und das luftgestützte Detektieren aus der Luft übernehmen die ZSH in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS).
Transport von Spezialisten und Material in der Luft
Bei entsprechenden Lagen stehen die ZSH für den schnellen Transport von dringend benötigtem Material oder Personal zur Verfügung. Insbesondere in der Zivilen Verteidigung müssen bestimmte Engpassressourcen möglichst effektiv eingesetzt beziehungsweise genutzt werden. Die ZSH bieten die Möglichkeit, Spezialistinnen und Spezialisten, zum Beispiel der Analytischen Task Force (ATF), zu transportieren. So können die angeforderten Einsatzkräfte auf schnellstem Wege zum Einsatzort gelangen. Auch der Transport von Spezialmaterial kann in bestimmten Einsatzlagen notwendig werden. Ein Beispiel dafür stellt der Transport von Medikamenten als Gegengift bei einer Vergiftung einer Vielzahl von Menschen dar. Insbesondere spezielle Gegengifte, welche in der Fläche nicht vorgehalten werden, können so schneller als bei einem bodengebundenen Transport an die Einsatzstellen transportiert werden. In der Spitze können die ZSH eine Geschwindigkeit von bis zu 230km/h erreichen. Begrenzender Faktor für solche Transporte ist das Gewicht des zu transportierenden Materials. Zudem muss das Material mit Zurrgurten oder Transportnetzen sicher im Hubschrauber fixiert werden können. Generell kann das Material dann mithilfe der ZSH schnell über große Entfernungen an den Einsatzort transportiert werden.
Retten und Bergen (bekannt als Luftrettung)
Die bekannteste Einsatzrolle der ZSH ist das Retten und Bergen von Patienten. Diese Rolle wird tagtäglich an den deutschlandweit verteilten Luftrettungszentren wahrgenommen. Sie ist derzeit die anspruchsvollste Einsatzrolle der ZSH. Um diese auch unter besonders schwierigen Bedingungen sicher und erfolgreich erledigen zu können, gilt es diese möglichst häufig zu üben. Des Weiteren wird durch den Einsatz in der Luftrettung das Personal auch für die anderen Einsatzrollen, die aus Bundessicht für den Zivilschutz notwendig sind, im Training gehalten. Die ZSH absolvieren im Jahr durchschnittlich jeweils rund 1.500 Einsätze an den verschiedenen Luftrettungszentren. Mit diesem Einsatz in der Luftrettung leisten die ZSH einen wichtigen Beitrag zum gemeinsamen Hilfeleistungssystem in Deutschland. Der Einsatz in der Luftrettung erfolgt nach dem jeweiligen Landesrecht. Damit ergeben sich auch die Qualifikationen der medizinischen Besatzungsmitglieder aus den jeweiligen landesspezifischen Regelungen. Grundsätzlich erfolgt der Einsatz mit einer Pilotin oder einem Piloten der Bundespolizei Fliegergruppe, zusammen mit einem TC-HEMS. Die Abkürzung steht dabei für "Technical Crew Helicopter Emergency Medical Services". Dieses Crewmitglied wird nach der rettungsdienstlichen Ausbildung in einer entsprechenden Weiterbildung für diese besondere Aufgabe qualifiziert. Vervollständigt wird die Besatzung durch eine Notärztin oder einen Notarzt. Der Einsatz in der Luftrettung erfolgt derzeit grundsätzlich täglich von Sonnenaufgang (frühestens ab 7:00 Uhr) bis Sonnenuntergang.
Seit Beginn der Unterstützung des Bundes in der öffentlich-rechtlichen Luftrettung wurden durch die ZSH über 800.000 Einsätze absolviert. Jener 800.000-ste Einsatz wurde durch den in Hannover stationierten ZSH Christoph 4 am 16. April 2020 geflogen.
Daten und Fakten rund um die ZSH
Die Bedeutung des Funknamens "Christoph"
Der Funkname "Christoph" ist vom heiligen Christophorus abgeleitet. Er ist der Schutzpatron der Reisenden, Seeleute, Kraftfahrer und Luftschiffer.
Warum gibt es 12 Luftrettungszentren mit den Funknamen 2 – 35?
1971 baute der Bund die Luftrettung in Deutschland mit 3 Luftrettungszentren auf. Dies waren Christoph 3, Christoph 2 und Christoph 4. Diese wurden anschließend nach und nach auf 18 Luftrettungszentren des Bundes in Deutschland erweitert. Mitte der 90er Jahre unterhielt der Bund insgesamt 22 Luftrettungsstützpunkte. Anschließend gab das BMI 14 Luftrettungszentren ab. Heute ist das BMI an 12 Luftrettungszentren in Deutschland beteiligt.
Wann wurde der erste Zivilschutz-Hubschrauber in den Dienst gestellt?
Der erste Zivilschutz-Hubschrauber wurde am 22.12.1971 in Leverkusen in den Dienst gestellt.
Was versteht man unter der Berufsbezeichnung TC-HEMS?
Ausgeschrieben heißt diese Berufsbezeichnung „Technical Crew Helicopter Emergency Medical Services“.