Unterstützung von Geflüchteten

Hier finden Sie einige Tipps und Empfehlungen, wie Sie Geflüchtete unterstützen können.

Aktuelle Situation

Angesichts des Krieges in der Ukraine zeigt sich eine Welle der Hilfsbereitschaft. Viele Menschen entschließen sich dazu, Geflüchtete aus dem Kriegsgebiet bei sich aufzunehmen. Viele Helfende stellen sich die Frage: „Was brauchen die Menschen jetzt am dringendsten? Und wie kann ich sie unterstützen?“

Selbstverständlich sind die Bedürfnisse von Mensch zu Mensch verschieden. Daher ist es auch sehr unterschiedlich und individuell, was von Geflüchteten als hilfreich erlebt wird. Viele werden aber auch über mögliche sprachliche Barrieren hinweg äußern können, welche Anliegen und Bedürfnisse sie gerade haben.

Darüber hinaus gibt es einige Aspekte, welche sich im Zusammenhang mit der Verarbeitung von belastenden Ereignissen als wirksam und hilfreich erwiesen haben.

Einen sicheren Rahmen schaffen

Für die meisten der Geflüchteten hält die Situation von Unsicherheit, Angst und Sorge an, auch wenn sie selbst aus dem Kriegsgebiet flüchten konnten. Ihre Gedanken kreisen um das Schicksal nahestehender Personen, um die Zukunft ihres Landes und um ihre eigene Zukunft.

Nach den Erlebnissen im Kriegsgebiet und auf der Flucht kann bereits die Erfüllung von wichtigen Grundbedürfnissen (z.B. eine geschützte, warme Unterkunft, Essen, eine Schlafmöglichkeit) dazu beitragen, dass sich Geflüchtete sicherer fühlen.

Auch eine Struktur durch einen festen Tagesablauf (regelmäßige Mahlzeiten, Beschäftigungen etc.) kann Stabilität geben. Insbesondere für Kinder bieten solche Routinen einen Rahmen zur Orientierung.

Bedürfnisse von Kindern

Denn Kinder können besonders verunsichert sein und sind auf ihre Bezugspersonen angewiesen. Werden die Kinder von Bezugspersonen begleitet, ist es deshalb besonders wichtig, diese zu stützen, damit sie den Kindern Halt und Stabilität geben können. Sind Kinder alleine nach Deutschland gekommen, ist es wichtig, dass es Erwachsene gibt, die für sie da sind und die Aufgaben einer Bezugsperson übernehmen können.

Nur wenn äußere Sicherheit gegeben ist, kann auch im Innern ein Gefühl von Sicherheit entstehen und Ruhe einkehren.

Entlastung bieten

Für viele Geflüchtete bedeutet Ihr Hilfsangebot sowie eine sichere Unterkunft bereits eine große Entlastung.

Auch eine Ablenkung von aktuellen Nachrichten sowie von ständigem sorgenvollem Grübeln kann für einige Momente entlastend sein. Ein permanenter Medienkonsum hingegen erschwert es, innerlich etwas zur Ruhe zu kommen.

Aktivitäten können eine Zeit lang ablenken. Gerade auch für Kinder bieten Möglichkeiten zum Spielen, Basteln und Toben – vielleicht sogar mit anderen Kindern – eine willkommene Abwechslung durch positive Erlebnisse.

Ob es für die Geflüchteten als entlastend erlebt wird, von den eigenen Erlebnissen zu erzählen, ist sehr unterschiedlich. Manche Geflüchtete möchten dies vielleicht, für andere ist das Sprechen über das Erlebte in der gegenwärtigen Situation zu belastend. Signalisieren Sie Ihre Bereitschaft zuzuhören, aber drängen Sie nicht.

Selbstbestimmung, Aktivität und Einbindung ermöglichen

Viele Geflüchtete haben gefährliche Situationen erlebt, in denen sie sich hilflos und ohnmächtig gefühlt haben. Vielen Menschen, die solche Erfahrungen gemacht haben, hilft es, dem etwas entgegensetzen zu können: etwas tun und bewirken zu können und so wieder ein Gefühl von Kontrolle zu erfahren.

Es kann deshalb unter Umständen Gefühle von Hilflosigkeit und Ohnmacht verstärken, wenn Sie versuchen, den Geflüchteten möglichst viel abzunehmen, um sie zu entlasten. Binden Sie die Betroffenen in die anstehenden Tätigkeiten und Aufgaben ein und nehmen Sie ihnen Entscheidungen nicht ab.

Falls sich Ihre Gäste darüber hinaus in Deutschland engagieren möchten, können Sie gemeinsam überlegen, an welche Stellen sie sich mit diesem Anliegen wenden können.

Wichtig ist, dass Sie Angebote machen, diese aber nicht aufdrängen! Am besten ist es, die konkreten Anliegen zu erfragen.

Nähe und Verbundenheit herstellen

Die meisten Geflüchteten mussten nicht nur ihre Heimat und ihren Besitz zurücklassen, sondern auch Ehemänner und Partner, Väter und Söhne und andere Angehörige, Vertraute und Bezugspersonen. Die Möglichkeit, mit ihnen in Verbindung zu bleiben, ist für sie besonders wichtig.

Vielleicht gibt es auch den Wunsch, in Kontakt mit anderen Geflüchteten zu kommen, um sich auszutauschen und zu vernetzen.

Darüber hinaus kann auch das Erleben von Solidarität und Zusammenhalt in Deutschland das Gefühl von Nähe und Verbundenheit stärken. Die soziale und freundschaftliche gegenseitige Unterstützung ist ein wichtiger Faktor für die Bewältigung belastender Erfahrungen.

Hoffnung und Perspektive geben

Für viele Menschen ist es derzeit schwierig, Hoffnung und Zuversicht zu bewahren. Der Krieg hat das Weltverständnis erschüttert und vielen Ukrainerinnen und Ukrainern das Vertrauen in eine sichere Zukunft genommen.

Und doch ist es für die Geflüchteten, gerade für geflüchtete Kinder, wichtig zu erleben, dass das Leben für sie weitergeht – wenn auch anders als bisher.

Eine Besinnung auf die eigenen Ressourcen und die Verantwortung – z.B. für die Kinder – kann Erwachsenen dabei helfen, die nächsten Schritte anzugehen.

Vielleicht können Sie die Geflüchteten dabei unterstützen, die nächsten Aufgaben und Schritte zu planen – eventuell perspektivisch auch über den Zeitraum hinaus, in dem Sie eine Unterkunft zur Verfügung stellen können.

Bei Kontaktverlust mit Familienangehörigen in der Ukraine

Wenn Sie sich in Deutschland befinden, und die Trennung von Ihrer Familie oder der Verlust des Kontaktes aufgrund des aktuellen Konfliktes in der Ukraine geschah, wenden Sie sich bitte an den Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes.

Suchdienst Deutsches Rotes Kreuz

Tel.: 089 680 773 111

www.drk-suchdienst.de

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