Tipps für Helfende für den Umgang mit eigenen Belastungen

Auch wir sind erschüttert von den Geschehnissen in der Ukraine und auch unser Gefühl von Sicherheit gerät möglicherweise ins Wanken.
Etwas Sinnvolles tun und helfen zu können, kann auch uns helfen, der empfundenen Hilflosigkeit und Ohnmacht etwas entgegenzusetzen – zum Beispiel durch die Aufnahme von Geflüchteten.
Gleichzeitig fühlen wir uns dem Leid durch die aufgenommenen Gäste noch näher. Damit wir unsere eigenen Kräfte nicht überbeanspruchen, ist es wichtig, dass wir auf uns und unsere Grenzen achten.

Was können Sie tun, wenn Sie merken, dass Sie überfordert oder sehr belastet sind?

  • Wenn Sie merken, dass Sie sich überfordert fühlen, machen Sie sich bewusst, dass Sie das Leid der Geflüchteten nicht ungeschehen machen, ihnen ihre Sorgen und Ängste nicht nehmen können. Gleichwohl bieten Sie aber durch Ihre Hilfe Sicherheit und Entlastung und damit eine ganz wichtige Unterstützung für die Betroffenen.
  • Erkennen Sie an, dass die Geflüchteten einen schweren Weg hinter sich und auch vor sich haben, aber dass sie es bis hierhin geschafft haben und auf eigene Ressourcen und Erfahrungen zurückgreifen können.
  • Erweitern Sie das unterstützende Netzwerk bei Bedarf durch Personen aus Ihrem Bekanntenkreis, die z.B. Behördengänge mit Ihren Gästen unternehmen können oder in der Zeit auf die Kinder aufpassen können, um auch für sich für Entlastung zu sorgen.

Gegenseitige Rücksichtnahme

  • Achten Sie darauf, dass es für Sie und Ihre Gäste Rückzugsmöglichkeiten gibt. Nehmen Sie Rückzug oder die Ablehnung von Angeboten nicht persönlich. Gestehen Sie sich selbst auch Ablenkung durch eigene Aktivitäten und Erholungszeiten zu, in denen Sie abschalten und Kraft für Ihre Aufgaben tanken können.
  • Geben Sie offen zu, wenn Ihnen Schilderungen von Erlebtem sehr nahe gehen und Sie das gerade schwer aushalten können.
  • Überfordern Sie sich und Ihre Gäste nicht mit Erwartungen. Vermutlich werden Sie trotz möglicher Sprachbarrieren merken, dass sich das Zusammenleben einspielt und sich manche Dinge nach und nach fügen.
  • Vielleicht nehmen Sie Reaktionen wie z.B. Unruhe und Schreckhaftigkeit, Schlafstörungen und Gefühlstaubheit, Energielosigkeit etc. bei den Geflüchteten wahr, die Ihnen Sorgen machen. Solche Reaktionen sind häufig Begleiterscheinungen von extremen Erlebnissen und den damit verbundenen Belastungen.

Psychosozialer Unterstützungsbedarf von Geflüchteten

Sollten Geflüchtete einen psychosozialen Unterstützungsbedarf äußern, finden Sie Hilfsangebote bei den bundesweit etablierten psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer.

Die Bundesweite Arbeitsgemeinschaft der psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropferbietet einen Überblick über alle Zentren:

Hilfe für Helferinnen und Helfer

Auch Sie in Ihrer Rolle als Helferin oder Helfer für die Geflüchteten dürfen selbst Hilfe in Anspruch nehmen.

Hierbei gibt es vielfältige Angebote, je nachdem, welchen Unterstützungsbedarf Sie für sich selbst sehen:

Telefonseelsorge

0800 1110 -111 & -222 oder 116 123

Manche psychosoziale Unterstützungsstrukturen befinden sich noch im Aufbau oder sind regional unterschiedlich organisiert. Bestehende Angebote können Sie aber häufig über die Homepage Ihrer Kommunalverwaltung finden oder im dortigen Rathaus erfragen.

Auch Kirchengemeinden, Hilfsorganisationen und andere bieten psychosoziale Hilfen wie psychosoziale Sprechstunden an oder können Sie an lokale Hilfsangebote verweisen.