Dekontamination Personal
Kommt es zu einer Freisetzung von chemischen, biologischen oder radioaktiven Gefahrstoffen, müssen sich Einsatzkräfte lageabhängig in kontaminiertem Gebiet bewegen. Bei Verlassen des Gefahrenbereichs müssen sie eine Dekontamination durchlaufen, um sich und andere Personen nicht durch Verschleppung von Gefahrstoffen zu gefährden.
Feuerwehr-Dienstvorschrift, kurz: FwDV
Die Feuerwehr Dienstvorschrift 500 (Einheiten im ABC – Einsatz) sieht bei der Dekontamination von Personen ein dreistufiges Konzept vor. Während es sich bei der Dekon-Stufe I um die Notdekontamination ungeschützter Personen handelt, wird die standartmäßige Dekontamination von Einsatzkräften in Schutzkleidung als Stufe II bezeichnet.
Wenn als zusätzliche Sicherheit nach dem Ablegen der Schutzkleidung ein komplettes Entkleiden und hygienisches Duschen notwendig ist, wird eine Dekontaminationsplatz der Stufe III benötigt.
Gerätewagen Dekontamination Personal
Für die beschriebene Aufgabe steht der Gerätewagen Dekontamination Personal, kurz GW Dekon P, zur Verfügung.
Die zur Dekontamination von Personen benötigte Ausstattung ist in sieben Rollcontainern auf einem LKW mit Ladebordwand verlastet. Der Aufbau erfolgt durch die Besatzung von 6 Einsatzkräften in kurzer Zeit.
Die Anlage besteht aus einem Duschzelt sowie den sich daran anschließenden Aus- und Ankleidezelten. Zur Grobreinigung von Personal in Chemikalienschutzanzügen steht eine kleine Einpersonenduschkabine zur Verfügung.
Eine Frischwasserpumpe versorgt einen Wasserdurchlauferhitzer, der warmes Duschwasser zur Verfügung stellt. Das Frischwasser wird in zwei Vorratsbehältern mit je 1000 Litern Inhalt gelagert.
Die Zelte können mit einem separaten dieselbetriebenen Zeltheizgerät auch bei schlechten Witterungsbedingungen beheizt werden. Für verschmutztes Abwasser stehen zwei Abwasserpumpen und ein Behälter mit 5000 Liter Fassungsvermögen zur Verfügung.
Die Anlage ist mit dem Wasserdurchlauferhitzer über 5 Stunden autark betreibbar. Zusätzlich sind Anschlüsse für die öffentliche Strom- und Wasserversorgung vorhanden.
Der Durchsatz beträgt etwa 50 Personen je Stunde. Bei voller Auslastung, die wohl eher selten erreicht wird, beträgt der Verbrauch etwa 3 Kubikmeter Wasser pro Stunde.
Außer zur ursprünglichen Aufgabe Dekontamination ist das System auch für andere Zwecke einsetzbar. Die Zelte bieten bei Katastrophenschutzeinsätzen einen guten Witterungsschutz und können beispielsweise als Aufenthaltsräume genutzt werden. Im Winter besteht durch das Zeltheizgerät zudem die Möglichkeit der Beheizung. Besonders während lang andauernder Einsätze bei Großschadenslagen können diese Teile der Ausstattung für Einsatzkräfte und Betroffene von großem Wert sein.
Die wasserführenden Armaturen und der Betrieb der Duschanlage unterliegt den Anforderungen der Trinkwasserverordnung (TrinkwV).
Zusatzinformationen
Die hierfür notwendigen Informationen, Anleitungen und Beschreibungen lassen sich den folgenden Dokumenten entnehmen:
Um Kontaminationen mit radioaktiven Substanzen nachzuweisen verfügt der GW Dekon P über zwei Kontaminationsnachweisgeräte CoMo-170 ZS. In 2021 wurde die Messtechnik um einen Photoionisationsdetektor (PID) des Typs PhoCheck Tiger erweitert.
Einsatzmöglichkeiten des PID des GW Dekon P des Bundes
Der Fokus des Photoionisationsdetektor (PID) TIGER als robustes und einfach zu bedienendes Messgerät liegt auf der kontinuierlichen und breitbandigen Detektion von Chemikalien, insbesondere flüchtiger organischer Verbindungen. Diese, vor allem im Bereich der Gefahrgutklasse 3 (Entzündbare Flüssigkeiten) liegenden Substanzen, machen einen Großteil des Gefahrgutaufkommens aus. Anwendungen für einen PID finden sich in den Bereichen Nachweis von Luftverschmutzungen, Lecksuche, Arbeitsplatz-Überwachung sowie Messung bei Chemikalienunfällen. Für die Verwendung des PID des GW Dekon P sind drei grundsätzliche Einsatzszenarien möglich:
1. Unterstützung bei der Dekontamination
Wenn ein Gefahrstoff durch den PID detektierbar ist, können Kontaminationen dieser Substanzen festgestellt und lokalisiert werden. Ziel des Einsatzes des PID ist hierbei die Unterstützung bei der zielgerichteten Dekontamination kontaminierter Oberflächen. Im Gegensatz zum Einsatz des Kontaminationsnachweißgerätes im Strahlenschutz ist ein Freimessen nicht grundsätzlich möglich. Über den Einsatz des PID zur Unterstützung bei der Dekontamination ist daher abhängig vom Gefahrstoff zu entscheiden.
2. Überwachung Umgebungsluft am Dekontaminationsplatz
Durch den PID lässt sich eine Ausbreitung und die Konzentration eines Gefahrstoffes auf den Dekontaminationsplatz feststellen. Beim Vorhandensein einer bekannten Substanz in der Umgebungsluft kann die Konzentration (in ppm) angezeigt werden, sofern dieser Stoff und sein Responsefaktor in der hinterlegten Gastabelle/Bibliothek verzeichnet ist. Bei Substanzmischungen wird ein Summensignal ausgegeben. Aussagen über die Konzentration der
einzelnen Komponenten sind hierbei nicht möglich.Die Überwachung der Umgebungsluft am Dekonplatz erhöht die Arbeitssicherheit. Durch die Konzentrationsbestimmung, kann zum einen die Verwendung von Umluftabhängigem Atemschutz ermöglicht werden. Zum anderen kann sichergestellt werden, dass beim Abnehmen des Atemschutzgerätes der vorgehenden Trupps keine gefährlichen Gefahrstoffkonzentrationen in der Umgebungsluft vorliegt.
3. Zur besonderen Verfügung
Grundsätzlich kann der PID an der Einsatzstelle, auf Weisung der Einsatz(abschnitts)-leitung, auch außerhalb des Dekontaminationsplatzes als weiteres Messgerät genutzt werden. Um einen deutschlandweit einheitlichen einsatztaktischen Mindestwert des GW Dekon P sicherzustellen, ist jedoch zuerst die Verwendung des PID am Dekontaminationsplatz vorzuplanen.
Dekon P mit Beladungsgegenständen
Begleithefte
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Ausstattungslisten
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