PRIOR – Primäres Ranking zur Initialen Orientierung im Rettungsdienst
Im Auftrag der 2015 aufgelösten Schutzkommission beim Bundesminister des Innern haben die Deutsche Gesellschaft für Katastrophenmedizin (DGKM) und das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) im Jahr 2014 als Hauptprojektpartner mit der Entwicklung eines Vorsichtungsalgorithmus begonnen und 2016 abgeschlossen: PRIOR®- Primäres Ranking zur Initialen Orientierung im Rettungsdienst. PRIOR® wurde in einem aufwendigen Evaluierungsverfahren getestet und bereits in einigen Rettungsdienstbereichen eingeführt. Erste Erfahrungen bestätigen die Ergebnisse der Evaluierung.
Bei PRIOR® handelt es sich um einen alltäglich anwendbaren, standardisierten Vorsichtungs-Algorithmus, der maßgeblich von Rettungsfachpersonal angewendet werden soll. Eine an-schließende ärztlicher Sichtung muss der Vorsichtung zwingend folgen. Auch wenn Großschadensereignisse nicht zur Tageordnung des Regelrettungsdienstes gehören, hat die Tendenz in den letzten Jahren stark zugenommen. PRIOR®® lehnt sich aus diesem Grund an das bekannte und anerkannte ABCDE-Schema und damit an die tägliche Routine im Rettungsdienst, was es leichter zu erlernen und sicherer in der Anwendung macht als andere Algorithmen.
Ziel von PRIOR® ist die Erst-Priorisierung schwerstverletzter und erkrankter Betroffener bei Großschadensereignissen, um die Überlebenschance dieser Patienten zu erhöhen und frühestmöglich ein medizinisches Lagebild zu erzeugen. Nur so kann ein umfassendes medizinisches Einsatzmanagement vom Einsatzort bis in die Krankenhausaufnahme ermöglicht bzw. gewährleistet werden.
PRIOR® wurde nicht nur zur Identifizierung von verletzten Patienten der Sichtungskategorie I (SK I) entwickelt, sondern auch zur sicheren Identifizierung vital bedrohter Betroffener mit nicht-traumatologischen Krankheitsbildern, die der SK I zugeordnet werden können.
Ergänzt wird der PRIOR® Vorsichtungsalgorithmus durch die PRIOR® Indikatoren, die eine Zuordnung zu den Sichtungskategorien erleichtern sollen. Gemäß dem Motto „Kinder sind keine kleinen Erwachsenen“ wurden Zusatzindikatoren für Kinder entwickelt, die die Zuordnung zur Sichtungskategorie I ermöglichen. Der PRIOR® Diamant erleichtert die Entscheidungen, wie die Betroffenen transportiert werden sollen.
PRIOR® wurde Anfang 2018 überarbeitet, um eine Anpassung an die besonderen Bedrohungs- und Schadenslagen vorzunehmen. Bei einem Massenanfall von Verletzten (MANV) infolge von besonderen Bedrohungs- und Schadenslagen müssen zwei Schutzziele beachtet und von den Einsatzkräften sicher erreicht werden:
1. Sicherheit der Einsatzkräfte im Einsatz
2. Gesicherte medizinische Versorgung Betroffener
Ein MANV erfordert eine schnellstmögliche Behandlung und Transport für vital bedrohte Betroffene. Diese sind durch (Vor-)Sichtung als erste zu identifizieren und mit lebensrettenden Sofortmaßnahmen zu versorgen. Vor Allem lebensbedrohende Blutungen müssen sofort gestillt werden, um das Überleben zu ermöglichen. Dabei ist stets der Eigenschutz der Einsatzkräfte zu beachten.
Beide Schutzziele sollen deutlicher als bisher im PRIOR® Vorsichtungssystem hervorgehoben werden. Dazu geben das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe und die Deutsche Gesellschaft für Katastrophenmedizin e.V. die gemeinsam abgestimmte Erweiterung von PRIOR® bekannt. Dem Algorithmus vorangestellt sind besondere Hinweise zu einem Anschlag-MANV, einem CBRN-MANV und lebensbedrohenden Blutungen.