Auswirkungen im Katastrophenschutz

Gerätehaus unter Wasser

Die vielfältigen Folgen des Klimawandels betreffen uns alle.

Klimafolgen für die Bevölkerung

Zahlreiche Ereignisse der letzten Jahre haben es gezeigt: Immer wieder bringen Unwetter Menschen in Gefahr, verursachen große Schäden und ziehen viele Einsätze nach sich. Ein Unwetterereignis kann viele Menschen gleichzeitig betreffen und Kritische Infrastrukturen beinträchtigen, z.B. die Versorgung mit Strom und Wasser unterbrechen, das Telefonnetz beschädigen oder Verkehrswege unpassierbar machen. Nicht zuletzt können auch die Organisationen im Bevölkerungsschutz selbst durch die Ereignisse in ihrer Arbeit eingeschränkt werden.

Die genannten direkten Folgen solcher Ereignisse wirken indirekt auf die anderen Bereiche zurück. Diese Wechselbeziehungen gilt es bei der Anpassungsplanung im Blick zu behalten.

Schematische-Darstellung Quelle: BBK
Schematische Darstellung der Auswirkungen des Klimawandels auf Bereiche im Bevölkerungsschutz. Die Wolken stehen stellvertretend für extreme Wetterereignisse wie Stürme, Starkregen oder Hitzewellen.

Auswirkungen des Klimawandels auf die Bevölkerung sind sehr vielfältig und betreffen zahlreiche unterschiedliche Bereiche. Die direkte Betroffenheit äußert sich vor allem in gesundheitlichen Belastungen und Schäden an Wohngebäuden infolge extremer Wetterereignisse. Auch wenn Verkehrswege überflutet sind oder sich Waren durch eingeschränkte Transportwege – etwa bei Niedrigwasser – verteuern, werden die Folgen sichtbar und spürbar.

In vielen der genannten Situationen ist die Bevölkerung auf direkte Hilfe angewiesen: Der Rettungsdienst ist etwa bei einem Hitzekollaps zur Stelle; Feuerwehren und das THW beseitigen oft tagelang die Folgen von Sturm- und Starkregenereignissen. Was aber geschieht, wenn die Einsatzorganisationen bei zahlreichen zeitgleichen Einsatzstellen überlastet oder selbst in einschränkender Weise von einem Ereignis betroffen sind? In diesen Fällen kann es oft etwas länger dauern, bis die geforderte Hilfe eintrifft, sofern kein Leben in Gefahr ist.

Aus diesem Grund ist es umso wichtiger für die Bevölkerung, Vorsorge zu treffen und über Möglichkeiten der Selbsthilfe informiert zu sein.

Klimafolgen für Kritische Infrastrukturen

In den Berichten des Weltklimarates (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) kommt wiederholt zum Ausdruck, dass der Klimawandel die Gefahr von Systemausfällen in ganz Europa erhöhe. Auslöser sind in der Regel extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen und Dürreperioden, Starkregen oder Stürme. Diese Folgen zeigen sich nicht erst in der Zukunft, sondern sind bereits heute in vielen Wirtschaftssektoren zu beobachten. Nicht selten sind dabei mehrere Sektoren gleichzeitig betroffen.

Zwei Beispiele:

  • Niedrigwasser: Niedrige Pegelstände an den Fließgewässern können sich insbesondere auf die Sektoren Energie sowie Transport und Verkehr negativ auswirken. In Verbindung mit höheren Wassertemperaturen kann die Drosselung der Leistung thermischer Kraftwerke notwendig werden, da Kühlwasser nicht mehr in ausreichenden Mengen zur Verfügung steht. Zudem wird die Schiffbarkeit eingeschränkt, was zu Lieferengpässen führen kann. Preissteigerungen, etwa bei Treibstoff und Heizöl, können die Folge sein. Alle genannten Folgen waren während der extremen Hitze- und Dürreperiode 2018 zu beobachten.
  • Starkregen: Trotz ihrer Begrenzung auf kleinere Flächen können Starkregenereignisse enorme Schäden anrichten, die zum Teil auch über den betroffenen Raum hinausreichen. Weiträumige Ausfälle im Schienenverkehr seien hier als Beispiel genannt. Neben blockierten Verkehrswegen können die lokalen Überflutungen auch Schädigungen und Ausfälle an Anlagen der Energieversorgung, der Telekommunikation, der Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung sowie an zentralen Einrichtungen des Gesundheits-, Bildungs- und Sozialwesens (Krankenhäuser, Pflege-/Altenheime, Schulen, Kitas) verursachen. Kombinierte Effekte wie Stromausfälle in Krankenhäusern können sich dabei besonders negativ auswirken. Alle genannten Folgen waren bei vergangenen Starkregenereignissen zu beobachten.

Für Betreiber Kritischer Infrastrukturen wird es daher umso wichtiger, die Risiken durch extremwetterbedingte Ausfälle zu analysieren und Schutzmaßnahmen einzuleiten. Doch auch alle anderen Einrichtungen sind gefordert, ihre Abhängigkeit von Infrastrukturleistungen kritisch zu prüfen und ggf. Redundanzen zu schaffen.

Klimafolgen für Organisationen im Bevölkerungsschutz

Wenngleich die Organisationen im Bevölkerungsschutz streng genommen ebenfalls zu den Kritischen Infrastrukturen zählen, sollen sie hier aufgrund ihrer Bedeutung nochmals gesondert betrachtet werden. Schließlich können sie nur dann ihre Hilfeleistungspotenziale ausschöpfen, wenn sie nicht selbst in einschränkender Weise durch die Folgen extremer Wetterereignisse betroffen sind.

In einer 2011 durch das BBK durchgeführten Befragung unter Einsatzorganisationen vermeldete ein Drittel der beteiligten Einrichtungen, in der Vergangenheit schon einmal Schädigungen durch Sturmschäden an der eigenen Liegenschaft erlebt zu haben. Rund 15% waren durch Überflutungen an den Liegenschaften betroffen.

In über 40% der Fälle wirkten sich diese Überschwem­mungen negativ auf die Einsatzfähigkeit aus. Auch Personalausfälle aufgrund privater Betroffenheit der Einsatzkräfte sind häufig die Folge. Von hitzebedingten Personalausfällen wurde in der Befragung insbesondere durch die Hilfsorganisationen berichtet.

Neben dieser direkten Betroffenheit ist es aber vor allem die Vielzahl an Einsatzstellen, welche die Einsatzorganisationen immer wieder herausfordert. Nach einem Unwetter mit Starkregen kann sich die Zahl schnell auf mehrere hundert Einsätze innerhalb weniger Stunden erhöhen. „Einsatz bis ans Ende der Kräfte?“ fragt darum nicht ohne Grund das Umweltbundesamt im Monitoringbericht zur DAS.

Monitoringbericht

Ein Nachweis der Betroffenheit durch extreme Wetterereignisse anhand von Einsatzdaten ist naheliegend und wird bundesweit seit einigen Jahren auf Grundlage der Einsatzdaten des THW getroffen (siehe Abbildung). Ein Trend über die Jahre ist dabei bislang nicht zu erkennen - vielmehr stechen einzelne Jahre mit extremen Ereignissen durch besonders hohe Einsatzzahlen hervor.

Einsatzstunden THW Quelle: 2. Monitoringbericht zur DAS, Umweltbundesamt 2019, S. 234
Einsatzstunden des THW bei wetterbedingten Schadenereignissen.

Die Daten des THW lassen jedoch nur eingeschränkt Rückschlüsse auf die übrigen Einsatzorganisationen zu, denn das THW wird erst auf Anforderung tätig. Um die Betroffenheit von Feuerwehren zu untersuchen, hat das BBK im Rahmen der Strategischen Behördenallianz das Projekt „KlamEx“ durchgeführt. Einsatzdaten wurden dabei mit Daten zu Starkregenereignissen verknüpft. Im Ergebnis zeichnete sich ab, dass auch hierbei einzelne Jahre mit besonders extremen Ereignissen und hohen Einsatzzahlen hervortraten.

Die Aussagekraft von Feuerwehreinsatzdaten ist aufgrund ihrer geringen Vergleichbarkeit allerdings begrenzt. Um die Auswirkungen des Klimawandels auf den Bevölkerungsschutz stärker sichtbar zu machen, wäre eine Verbesserung der Datengrundlage sinnvoll und wünschenswert.

Diese und weitere Anpassungsoptionen finden Sie hier in Kürze.