Weltweite Influenza-Pandemie - LÜKEX 07

Die dritte Länder- und Ressortübergreifende Krisenmanagementübung (kurz: LÜKEX) fand im Jahr 2007 statt. Sie behandelte das Thema "Weltweite Influenza-Pandemie". An der LÜKEX 07 waren elf Bundesressorts, das Bundeskanzleramt, das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung und dreizehn Länder beteiligt. Die Übungserkenntnisse konnten in der Corona-Pandemie genutzt werden.

Übungsszenario: weltweite Influenza-Pandemie

Grundlegende Übungsannahme war eine weltweite Influenza-Pandemie, also eine Grippewelle mit schwerwiegenden Auswirkungen auf Staat und Gesellschaft.

Schwerpunkte der Übung:

  • gemeinsame Beurteilung der Pandemie durch die Vielzahl der beteiligten Akteure, insbesondere Bundesministerien und Länder
  • Umsetzung von abgestimmten Notfallplanungen und Maßnahmen der Gesundheitsvorsorge
  • Aufrechterhaltung lebensnotwendiger Funktionen bei krankheitsbedingtem Ausfall des Personals
  • bundesweite Koordinierung knapper Ressourcen (zum Beispiel Schutzausrüstung)
  • breit angelegte, abgestimmte aktive Medienarbeit zur situationsgerechten Information der Bevölkerung

So wurde ein vorausschauendes, ressort- und länderübergreifend abgestimmtes Krisenmanagement von Bundesministerien, Ländern und Unternehmen Kritischer Infrastrukturen geübt.

Das Szenario der LÜKEX 07 hat das BBK gemeinsam mit den Expertinnen und Experten des Robert Koch-Instituts (kurz: RKI) entwickelt, welches auch in die Übungsplanung und -durchführung eingebunden war.

Da die LÜKEX das strategische Krisenmanagement auf höchster Ebene adressiert, wird jedes Szenario bewusst so angelegt, sodass enorme Herausforderungen und ein großer Abstimmungsbedarf entstehen.

Übungsteilnehmende

An der LÜKEX 07 waren elf Bundesressorts, das Bundeskanzleramt, das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung und sieben Länder (Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen-Anhalt, Thüringen) beteiligt. Daneben nahmen Behörden, Hilfsorganisationen, Verbände und circa 50 Unternehmen und Organisationen der Wirtschaft teil. So war die LÜKEX 07 die bis dahin umfangreichste Übung der Serie.

Übungserkenntisse der LÜKEX 07

  • Der Nationale Pandemieplan (kurz: NPP) wurde mit großen Auswirkungen auf das öffentliche Leben, der Wirtschaft und das Gesundheitswesen geübt.
  • Eine wichtige Erkenntnis war, dass die staatliche Risiko- und Krisenkommunikation widerspruchsfrei und vor allem transparent, schnell und dialogorientiert sein muss. Damals bestand noch nicht die Vielfältigkeit der staatlichen Kommunikation valider Meldungen wie heute. Seitdem sich multimediale Kommunikation etabliert hat, haben die Behörden mehr Möglichkeiten und Kanäle, um die Menschen mit gesicherten Informationen und Warnungen zu erreichen, zum Beispiel Warn-Apps wie NINA oder Social Media.
  • Eine besondere Herausforderung im Pandemiefall ist ein erwartbar hoher Personalausfall. Dabei geht es nicht nur um die tatsächlichen krankheitsbedingten Ausfälle, sondern Faktoren, wie Betreuung von Angehörigen, Angst vor Ansteckung und Verkehrsprobleme. Die Sicherstellung der personellen Besetzung von Schlüsselfunktionen stellte sich als besondere Herausforderung dar.
  • Optimierungsmöglichkeiten zeigten sich bei der Bedarfsermittlung, Vernetzung und Verteilung von medizinischer Ausstattung (zum Beispiel medizinisches und pharmazeutisches Personal sowie Pflegekräften und Schutzausrüstung).

Die Übung brachte erheblichen Nutzen für die nationale Pandemieplanung, insbesondere auch in nicht-gesundheitlichen Bereichen, die von den Auswirkungen einer Pandemie betroffen wären, beispielsweise bei Kritischen Infrastrukturen (kurz: KRITIS) wie der Nahrungsmittel- und Energieversorgung.

Mit den Erfahrungen und Erkenntnissen, die aus der LÜKEX 07 und der H1N1-Influenzapandemie 2009 gewonnenen wurden, haben sich Bund und Länder, verschiedenste Gremien und Institutionen intensiv auseinandergesetzt. Daraufhin sind die notwendigen Planungen fortgesetzt und Änderungs- beziehungsweise Anpassungsbedarf am NPP erhoben worden.

Übungsergebnisse der LÜKEX 07

In der LÜKEX 07 zeigte sich, dass der Bund in großflächigen und komplexen Lagen unverzichtbare Moderations-, Koordinierungs- und Unterstützungsaufgaben hat. Der Bund kann so eine Vielzahl von unterschiedlichen Führungs- und Kommunikationsstrukturen zusammenführen, Impulse für ein abgestimmtes länderübergreifendes Krisenmanagement setzen und die Voraussetzungen für den optimalen Einsatz der Bundesressourcen schaffen.

Eine Koordination aller Anstrengungen im Krisenmanagement eines Landes an zentraler Stelle (zum Beispiel im Innenressort oder einem ministeriumsübergreifenden Krisenstab) hat sich bewährt.

Differenzen zwischen dem LÜKEX-Szenario und der Corona-Pandemie

Das Szenario der LÜKEX 07 ist nicht komplett übertragbar auf die Corona-Pandemie.

Im Jahr 2007 wurde die Verbreitung des Grippe-Virus geübt. Dazu gibt es gesicherte Erkenntnisse über die gesundheitlichen Auswirkungen und die Infektionswahrscheinlichkeit des Virus. Deshalb konnte in der Übung eine gute Prognose erstellt werden. Zudem war die Kernannahme in der Übung, dass ein Impfstoff vorhanden ist.

Die Dynamik und Verbreitung von Nachrichten und Fake News durch Social Media ist im Vergleich zu 2007 neu. Dies kann die Lage zusätzlich beeinflussen.

Home Office stellt in Pandemiezeiten eine Möglichkeit dar, Arbeitskraft zu sichern und sozialen Austausch beizubehalten.

In der Übung LÜKEX 07 wurden keine internationalen Verflechtungen berücksichtigt. Der Fokus lag auf dem Krisenmanagement des Bundes und der Länder.

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