Team Drehbuch

Nummer: 1 Collage mit Dominik Breuer und Sebastian Unger, den Referenten aus dem Team Drehbuch

Für die Planung, Vorbereitung und Durchführung der LÜKEX spielt das Drehbuch eine entscheidende Rolle. Aber wie wird es entwickelt, geschrieben und zielführend aufgebaut? Und wer macht das eigentlich? Zwei aus Dreißig: Dominik Breuer und Sebastian Unger sind die Drehbuchkoordinatoren der zentralen Projektgruppe (PG LÜKEX Bund). Unterstützung erhalten die beiden von Praktikantinnen vom Geographischen Institut der Universität Bonn und zwei Honorarkräften. Auf die Zulieferungen und die konstruktive Zusammenarbeit der Drehbuchkoordinierenden der dezentralen Projektgruppen muss sich das Team Drehbuch verlassen können.

Was ist das „Drehbuch“ in der LÜKEX und wie funktioniert die gemeinsame Szenario-Entwicklung?

Das Drehbuch ist die Gesamtheit aller fiktiven Ereignisse in der Übung, also was wann wie passiert und wer daran beteiligt ist, wie das Drehbuch eines Films. Diejenigen die die Übung steuern, orientieren sich am Drehbuch als zentrales Dokument, das in der LÜKEX in einer Software abläuft. Hier ist der „Rote Faden“ der Übung festgelegt: Wann werden welche Ereignisse simuliert? Was ist die erwartete Reaktion der übenden Krisenstäbe? Wer ist zu beteiligen?
Da für die Gestaltung eines realistischen Szenarios zur LÜKEX sehr unterschiedliche Fachexpertise notwendig ist, kommen die Verantwortlichen aus Behörden auf der Ebene von Bund und Ländern und privatwirtschaftliche Unternehmen und Verbänden aus dem Bereich Gas zu regelmäßigen Treffen zusammen, um mit ihrem gesammelten Fachwissen die entwickelten Ereignisstränge zu koordinieren. Zuständig für das Zusammenhalten der Stränge sind die Drehbuchkoordinatoren der Projektgruppe LÜKEX Bund, die im Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) angestellt sind, also unser Team Drehbuch.

Symbolbild Drehbuch mit Regie-Klappe Quelle: © Soulfee / stock.adobe.com
Wie bei ei­nem Film ver­läuft die Übung an­hand ei­nes sehr ge­nau aus­ge­ar­bei­te­ten Dreh­buchs

Wo liegen die Hauptaufgaben eines Drehbuchkoordinators?


Unsere Hauptaufgabe besteht darin, die Drehbucharbeit und die Weiterentwicklung des Szenarios zu koordinieren. Die eigentliche Erstellung des Drehbuches - also die Schreibarbeit - erfolgt dabei vor allem dezentral in den vielen Projektgruppen der Länder, Bundesbehörden und Unternehmen. An einem komplexen LÜKEX-Drehbuch arbeiten viele Personen gemeinsam für ein realistisches Gesamtszenario, welches die übenden Krisenstäbe ausreichend fordert. Entsprechend hoch ist der Koordinationsaufwand, damit alle in die gleiche Richtung arbeiten und die gleiche Sprache sprechen.

Wie koordinieren Sie die vielen Beiträge?

Damit dieses dezentrale Vorgehen nicht im Chaos endet, führen wir etwa alle zwei Monate ein Drehbuchtreffen mit circa 30 Drehbuchkoordinierenden (DBK) durch, die für ihren Zuständigkeitsbereich federführend mit der Drehbucharbeit betraut sind. Die DBK können nicht in allen Fachbereichen einer jeden LÜKEX Profis sein und daher binden diese bedarfsabhängig weitere Expertinnen und Experten ein. Auf den Drehbuchreffen wird das dezentral weiterentwickelte Szenario dann abgeglichen und gemeinsam auf Kurs gebracht. Im Falle von Unstimmigkeiten oder unterschiedlichen Interessen wird diskutiert und sich auf die bestmögliche Variante oder eine alternative Lösung verständigt.

Und ist momentan viel abzustimmen?

Das Szenario der LÜKEX 18 „Gasmangellage“ stellt die Drehbuchkoordinierenden vor eine besondere Herausforderung. Diese besteht darin, Kompromisse in der Szenario-Gestaltung zu erarbeiten. Denn es gilt nicht nur die Übungsschwerpunkte der Gaswirtschaft und der für die Gasversorgung zuständigen Behörden zu berücksichtigen, sondern auch die der Innenministerien der Länder als verantwortliche Behörden für die Gefahrenabwehr. Oberstes Ziel ist es dabei, ein schlüssiges Gesamtszenario zu erstellen, welches geeignet ist, um die Übungsziele von Staat und Wirtschaft zu erreichen.
Da die hochkomplexe reale Welt nie vollständig abgebildet werden kann, müssen dabei gelegentlich Übungskünstlichkeiten konstruiert werden. Beispielsweise wäre der simulierte Gasmangel im Szenario der LÜKEX 18 in der Realität kaum zu erreichen.


Nochmal zurück zur Szenario-Entwicklung, wie kommen Sie von dem Thema „Gasmangellage“ zu einer konkreten Reaktion eines Krisenstabes?

Grundsätzlich geht es vom Allgemeinen in vielen Schritten immer weiter zum Speziellen. Zu Beginn der LÜKEX, etwa zwei Jahre vor der eigentlichen Übung, wir nennen es Planungsphase, sind abhängig vom Szenario, Akteure und Ziele festzulegen. Anhand dieser Ziele lässt sich ein sinnvolles Grobszenario entwickeln.
Zur Erklärung ein stark vereinfachtes Beispiel: Wenn die Strukturen und Prozesse, die bei einer Gasmangellage anlaufen würden, insbesondere in Bayern und Baden-Württemberg überprüft werden wollen, dann muss in dieser Region besonders wenig Gas verfügbar sein und zusätzlich sollte es dort besonders kalt sein, damit mehr Gas für das Heizen verbraucht wird. Für die gasfachlichen Berechnungen stehen uns die Bundesnetzagentur und einige Fernleitungsnetzbetreiber Gas zur Verfügung. Der Deutsche Wetterdienst unterstützt uns wie bei jeder Übung mit einem realistischen Wetterszenario.

Und wie geht es konkret weiter?

Die Grobziele mit dem Grobszenario werden dann gemeinsam zu Feinzielen und dem Feinszenario weiterentwickelt. Der Detailgrad des Szenarios steigt immer weiter und die komplexe Struktur der Übung wird immer deutlicher.
So müssen beispielsweise die Bevölkerung und die Medienlandschaft simuliert werden, wenn die Übenden sich das Ziel setzen, die Arbeit in ihren Pressestellen, Social-Media-Teams oder Bürgertelefonen zu trainieren. Echte Journalistinnen und Journalisten sowie Social Media Statistinnen und Statisten sitzen dazu später in der Zentralen Übungssteuerung (ZÜST) und „befeuern“ die Pressestellen, Social-Media-Teams und Hotlines der übenden Ministerien und Unternehmen.

In weiteren Zwischenschritten wird das Feinszenario zu einem Drehbuch mit vielen sogenannten Einlagen. Diese Einlagen werden den Übenden bei der Durchführung im November 2018 zugespielt. Eine konkrete Einlage kann ein Anruf oder eine E-Mail sein, eine Vielzahl von Tweets, ein Fax, ein Zeitungsartikel oder auch ein Nachrichtenclip.
Die möglichst realistische Simulation einer Krise erfordert natürlich viel Koordination und Liebe zum Detail. Die Einlagen werden beispielsweise mit realistischen Briefköpfen versehen und zur Übermittlung werden die realen Kommunikationswege der Krisenstäbe genutzt. Ein kleiner Hinweis am Rande: Um Verwechslung vorzubeugen wird jedes Dokument deutlich gekennzeichnet, beispielsweise mit den Worten „ÜBUNG-ÜBUNG-ÜBUNG“.

Worauf kommt es bei der Übungsdurchführung an?

Die Übungsdurchführung ist natürlich der Höhepunkt und gerade wegen der aufwendigen und langwierigen Vorbereitung ein aufregender Moment für die Drehbuchkoordinierenden und das ganze LÜKEX-Team. Letztlich steht nicht nur das Krisenmanagement der Übenden, sondern auch unsere Vorarbeit auf dem Prüfstand. Wenn wir uns in der Vorbereitungsphase nicht die richtigen Gedanken gemacht haben und uns schwerwiegende Unstimmigkeiten nicht aufgefallen sein sollten, dann ist der rote Faden der Übung in Gefahr. Es gibt dann verschiedene Schlüsseleinlagen, das sind besonders wichtige Einlagen, die den Verlauf der Übung maßgeblich beeinflussen. Die wichtigsten Einlagen, also Ereignisse, stellen wir neben der IT-gestützten Darstellung grafisch an einer „Wäscheleine“ dar. Wir hängen also die Ereignisse chronologisch geordnet an einen Zeitstrahl. Um in der laufenden Übung sicherzustellen, dass die wichtigsten Ereignisse koordiniert ablaufen und die vielen verschiedenen Steuerungsgruppen abgestimmt arbeiten, werden sie auch im November im Übungslagezentrum minutiös verfolgt und ggf. frühzeitig Alarm geschlagen, um notfalls die frei verlaufende Übung mit entsprechenden Spontaneinlagen wieder auf Kurs zu bringen.

Vielen Dank und viel Erfolg!

Zum Thema Aufbau von Strategischen Krisenmanagementübungen