Wie funktioniert die LÜKEX?

LÜKEX - Prozess

Der Übungsprozess – der Weg ist das Ziel

Der Zyklus einer LÜKEX-Übung gliedert sich in die vier Phasen Planung, Vorbereitung, Durchführung und Auswertung.

Am Anfang jeder LÜKEX steht die Planungsphase. Hier wird in einem politischen Prozess das übergreifende Thema für die Übung festgelegt und erste Übungsbeteiligte geworben – vor allem mögliche intensiv übende Länder. Außerdem werden in dieser Phase die Rahmenbedingungen für den Übungszyklus sowie ein erstes grobes Szenario festlegt.

Mit bis zu zwölf Monaten ist die Vorbereitungsphase das Herzstück des LÜKEX-Prozesses. Dort werden in zahlreichen gemeinsamen Arbeitstagungen, Seminaren und Workshops das Szenario und die Grundlagen der Übung entwickelt, bei Bedarf wissenschaftliche Gutachten zu Fachfragen eingeholt. So gewinnen die Beteiligten bereits wichtige Erkenntnisse, die schon vor der Übung das Krisenmanagement in dem beübten Themenbereich verbessern können. Auf diesen Erkenntnissen aufbauend wird in einem diskursiven Prozess Schritt für Schritt das Drehbuch als Basis für die Steuerung der Übung erstellt. Die übenden Stäbe werden in Coachings und Planbesprechungen auf die Übungsdurchführung vorbereitet.

LÜKEX - Prozess Quelle: BBK

Die Arbeitsschritte – von der ersten Szenarioidee bis zum fertigen Drehbuch sind sehr aufwändig und arbeitsintensiv. Eine Vielzahl von Akteuren muss ihre gewünschten Übungsinhalte in einzelne Drehbucheinlagen – das sind Fakten, Ereignisse, Tatsachen mit denen die Übenden in der Übung konfrontiert werden und auf die sie reagieren müssen – „übersetzen“. Und die einzelnen Handlungsstränge wiederum müssen so aufeinander abgestimmt werden, dass der Szenarioablauf insgesamt noch plausibel und realistisch bleibt.

Die Übungsdurchführung ist der Höhepunkt eines jeden Übungszyklus und zugleich der Stresstest für den Erfolg vertrauensvoller Zusammenarbeit bei der Planung und Vorbereitung. Die eigentliche Übung dauert nur zwei Tage. Hier werden jetzt auch die Übenden aktiv, die – bis auf vorbereitende Schulungen und Einweisungsveranstaltungen – noch nicht in den Vorbereitungsprozess involviert waren: Im Mittelpunkt des Übungsgeschehens stehen der Krisenstab der Bundesregierung und die Krisen- bzw. Verwaltungsstäbe der beteiligten Länder, dabei besonders deren Zusammenwirken über Ressort- und Ländergrenzen hinweg.

Ein hoher Stellenwert kommt während der Übung der Krisenkommunikation zu. Sie ist ein Schlüsselelement des strategischen Krisenmanagements und kann den Verlauf von Krisen entscheidend beeinflussen. Deshalb wird während jeder LÜKEX-Übung ein möglichst realistisches Medienbild simuliert: TV-Sendungen, Presse- und Hörfunkberichte, Anfragen der Presse ebenso wie der Bereich Social Media und das Verhalten der Bevölkerung. Dafür werden unter anderem für die Übungsdurchführung Journalistinnen und Journalisten und Kommunikationsprofis gewonnen, die als „Übungspresse“ und Bevölkerung in den Social Media die Übungsbeteiligten und deren Medienteams unter realistischen Druck setzen.
Jede LÜKEX-Übung wird in der Auswertungsphase sorgfältig aufgearbeitet. Die gewonnenen Erkenntnisse und die daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen werden in einem Auswertungsbericht zusammengefasst. Er ist Ausgangspunkt, um die Strukturen und Verfahren des strategischen Krisenmanagements weiter zu optimieren.

Nach der LÜKEX ist vor der LÜKEX: Wenn dieAuswertungsphaseeiner LÜKEX ihrem Ende entgegensteuert, beginnen bereits die Planungen für die nächste Übung.
Der zweijährige Übungszyklus macht LÜKEX zu einem nachhaltigen Projekt, bei dem mittels behördenübergreifender Zusammenarbeit auch gesamtgesellschaftliches Denken und Vernetzen im Team sowie eine gemeinsame Sprache zum Schutz der Bevölkerung erlernt werden.

In jeder Auswertungsphase wird außerdem in intensiver Zusammenarbeit mit den Übenden ein Auswertungsbericht erstellt, in dem Erkentnisse der Übungs zusammengefasst und daraus Handlungsempfehungen abgeleitet werden.

Auswertungsbericht LÜKEX 18 (PDF, 9MB, Datei ist barrierefrei/barrierearm)

LÜKEX – Alle üben mit

Erfolgreich und nachhaltig kann Krisenmanagement nur sein, wenn staatliche und private Akteure in einem Netzwerk zusammenarbeiten und kooperieren. Grundlage ist ein fachlicher Abstimmungsprozess zwischen Bund, Ländern, Wirtschaft, Wissenschaft und weiteren Kooperationspartnern. Deshalb sind an LÜKEX-Übungen nicht nur staatliche Akteure beteiligt, sondern auch Unternehmen der so genannten Kritischen Infrastrukturen (KRITIS) sowie Verbände und Vereinigungen und Akteure aus dem Wissenschaftsbereich. Damit ist LÜKEX gelebte gesamtgesellschaftliche Sicherheitsarchitektur, denn der Staat alleine kann keine Krise bewältigen, ohne die Bereiche KRITIS und Zivilgesellschaft mitzunehmen.


Die Übungsserie wird federführend durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) durchgeführt. Zur Planung, Vorbereitung, Durchführung und Auswertung einer Übung wird für jeden Übungszyklus eine behördenübergreifende Projektgruppe im BBK eingerichtet.

Unterschiedliche Beteiligungstiefen

In der Regel wirken an jeder Übung sowohl die vom Übungsthema fachlich betroffenen Bundesressorts mit ihren nachgeordneten Fachbehörden als auch die vom Übungsszenario betroffenen Länder mit. Je nachdem, wie intensiv sich die Übungsbeteiligten in den Übungszyklus einbringen wollen, gibt es unterschiedliche Abstufungen der Beteiligung.

Bei der intensivsten Beteiligung nehmen übende Organisationen während der konkreten Übungsdurchführung mit ihren realen Krisenmanagementstrukturen der betroffenen Ressorts und Behörden, also ihren Krisenstäben teil. Einige Akteure sind auch während der Übungsvorbereitung sehr stark in den LÜKEX-Prozess eingebunden: Vertreterinnen und Vertreter der betroffenen Ressorts, Länder und Unternehmen arbeiten in dieser Phase unter anderem an der Szenarioentwicklung mit, das sie entsprechend ihrer gewünschten Übungsziele und -schwerpunkte mitgestalten können. Dies sind natürlich nicht die gleichen Personen, die einem der Krisenstäbe angehören, der während der Übungsdurchführung mit der Bewältigung der fiktiven Krise betraut ist. Das übende Krisenstabspersonal kennt das erarbeitete Szenario bis zum Übungsbeginn nicht.

Andere Organisationen, also Länder (und andere Akteure), wollen sich an der LÜKEX beteiligen, ohne mit ihren kompletten Krisenmanagementstrukturen eingebunden zu sein. Vertreterinnen und Vertreter dieser Akteure begleiten den gesamten Zyklus der Übung und können in gewissem Umfang sowohl an der Szenariogestaltung teilhaben als auch sämtliche weiteren Veranstaltungen und Arbeitssitzungen in der Vor- und Nachbereitung der LÜKEX besuchen. Es gibt außerdem für diese die Möglichkeit, für die Bewältigung der fiktiven Krise nicht die realen Krisenstäbe einzusetzen, sondern es werden sogenannte Rahmenleitungsgruppen (RLG) gebildet.

Benötigt beispielsweise ein übender Krisenstab eine Entscheidung oder eine Auskunft aus einem Bundesland, das nicht mit seinen realen Strukturen an der Übung teilnimmt, richtet er seine Anfrage an die entsprechende Rahmenleitungsgruppe. Diese simuliert dann die benötigte Behörde oder Institution und antwortet entsprechend ihrer Rolle.

Zudem gibt es Institutionen, die eine beobachtende Rolle in einem LÜKEX-Prozess einnehmen. Sie üben nicht aktiv mit, sind aber in der Vorbereitungs- und Nachbereitungsphase sowie am Erkenntnisgewinn beteiligt. Sie können fachlich zur Planung der Übung beitragen, ohne selbst übende Organisation zu sein.