Integriertes Risikomanagement
Das Integrierte Risikomanagement
Bislang ist die Zusammenarbeit zwischen staatlichen Stellen und KRITIS-Betreibern häufig noch zögerlich. Das führt dazu, dass weder die KRITIS-Betreiber noch die staatlichen Akteure ausreichend über das Risiko- und Krisenmanagement des jeweils anderen informiert sind.
Das Integrierte Risikomanagement für den Schutz der Bevölkerung bietet ein strukturiertes Verfahren für die ebenen- und ressortübergreifende Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Akteuren. Es bringt alle Verantwortlichen an einen Tisch und ermöglicht einen strukturierten Austausch untereinander.
Vorgehensweise des Integrierten Risikomanagements
Der Ansatz des Integrierten Risikomanagements basiert auf bereits etablierten Vorgehensweisen beim Risikomanagement und verknüpft die Perspektiven der staatlichen Akteure und der KRITIS-Betreiber an wichtigen Schnittstellen.
Am Anfang stehen die Initiierung und Vorplanung. Am Runden Tisch werden die jeweils eigenen Vorplanungen zusammengeführt. Anschließend gilt es, auf Grundlage der Erkenntnisse aus den Risikoanalysen zu einer gemeinsamen Risikobewertung zu finden. Auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse werden dann Maßnahmen entwickelt und die Notfallplanungen angepasst. Auf diese Ergebnisse kann in der Krise zurückgegriffen werden.
Der kontinuierliche Austausch im Integrierten Risikomanagement fördert das Verständnis von Strukturen und Zuständigkeiten und ermöglicht allen Beteiligten, sich ein Bild von den Ressourcen und Fähigkeiten der jeweils anderen Akteure zu machen. Durch diese koordinierte Vorgehensweise können Synergieeffekte genutzt und die Weichen für ein erfolgreiches gemeinsames Risiko- und Krisenmanagement gestellt werden.
Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (kurz: BBK) unterstützt Kreise, kreisfreie Städte und Kommunen bei der praktischen Umsetzung des Integrierten Risikomanagements. Dafür stellt das BBK konkrete Arbeitshilfen zur Verfügung und gibt Workshops zu Themen wie der „Identifizierung Kritischer Infrastrukturen“ oder zur „Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz“.
Das BBK begleitet die praktische Umsetzung des Integrierten Risikomanagements beispielsweise in einigen Regierungsbezirken in Nordrhein-Westfalen. Erklärtes Ziel dieser kommunalen Stellen ist es, ihre Katastrophenschutzplanungen auf Basis von Risikoanalysen im Bevölkerungsschutz zu aktualisieren und sich dabei die Synergieeffekte des Integrierten Risikomanagements zunutze zu machen.
Seminar an der BABZ
Über die Methodik und Umsetzung des Integrierten Risikomanagements wird unter anderem im Seminar "Integriertes Risikomanagement" informiert, das an der Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung (kurz: BABZ) abgehalten wird.
Forschungsprojekte zur Umsetzung des Integrierten Risikomanagements
Das Integrierte Risikomanagement steht auch in verschiedenen Forschungsprojekten im Fokus.
- Im Projekt „impuls“ untersucht die Wasserversorgung Rheinhessen-Pfalz GmbH den Stand der Umsetzung des Integrierten Risikomanagements bei KRITIS-Betreibern sowie staatlichen und kommunalen Akteuren. Dabei werden die Push- und Pull-Faktoren, die die Umsetzung des Integrierten Risikomanagements beeinflussen, analysiert. Ein Schwerpunkt liegt hierbei auf der Umsetzung im Sektor Wasser.
- Während der COVID-19 Pandemie erarbeitete die Stadt Mülheim an der Ruhr in einem Kurzzeitprojekt Lösungsansätze zum effektiven Austausch von Informationen zwischen Behörden, KRITIS-Betreibern und systemrelevanten Einrichtungen in der Krise.
- In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (kurz: BMBF) geförderten Forschungsprojekt „Kritische Infrastrukturen – Resilienz als Mindestversorgungskonzept“ wurde die methodische Vorgehensweise in Zusammenarbeit mit den Praxispartnern aus Gefahrenabwehr und KRITIS-Betreibern weiterentwickelt. Der Ansatz des Integrierten Risikomanagements wurde standardisiert und ist nun als DIN SPEC 91390:2019-12 "Integriertes Risikomanagement für den Schutz der Bevölkerung" verfügbar.