Deutsche Strategie zur Stärkung der Resilienz gegenüber Katastrophen
Resilienz gegenüber Katastrophen
"Resilienz beschreibt die Fähigkeit eines Systems, einer Gemeinschaft oder einer Gesellschaft, sich rechtzeitig und effizient den Auswirkungen einer Gefährdung widersetzen, diese absorbieren, sich an sie anpassen, sie umwandeln und sich von ihnen erholen zu können. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist die Erhaltung und Wiederherstellung ihrer wesentlichen Grundstrukturen und Funktionen durch Risikomanagement."
(übersetzt nach: Vereinte Nationen 2016)
Die Deutsche Resilienzstrategie
Was ist die Resilienzstrategie ?
Die Resilienzstrategie ist eine Strategie der Bundesregierung, mit dem Ziel Menschen und ihre Existenzgrundlagen besser zu schützen sowie die Widerstands- und Anpassungsfähigkeit des Gemeinwesens gegenüber Katastrophen zu stärken.
Hierzu betrachtet die Resilienzstrategie im Sinne eines umfassenden Katastrophenrisikomanagements alle Phasen des Risiko- und Krisenmanagementzyklus, also Prävention, Vorsorge, Bewältigung sowie Nachbereitung inklusive des Ansatzes „Besser Wiederaufbauen“. Dabei richtet die Strategie den Blick auf alle denkbaren Gefahren im Rahmen von Katastrophen und betrachtet diese auch über Zuständigkeiten von Fachbereichen und administrativen Grenzen hinweg. An insgesamt fünf Handlungsfeldern entlang formuliert der Bund Maßnahmen, um sich rechtzeitig und effizient den Auswirkungen unterschiedlichster Gefahren zu widersetzen, diese zu absorbieren, sich an sie anzupassen und sich von ihnen zu erholen. Damit einher geht sowohl die Verantwortung, kritische Dienstleistungen für die Gesellschaft erhalten und wiederherstellen zu können, als auch ein Transformationsprozess, um bestehende Risiken zu reduzieren und die Entstehung neuer Risiken zu verhindern. Die fünf Handlungsfelder lauten:
- Das Katastrophenrisiko verstehen
- Die Institutionen stärken, um das Katastrophenrisiko zu steuern
- In die Katastrophenvorsorge investieren, um die Resilienz zu stärken
- Die Vorbereitung auf den Katastrophenfall verbessern und einen besseren Wiederaufbau ermöglichen
- Internationale Zusammenarbeit
Die Resilienzstrategie ist die erste Strategie in Deutschland, die einen ganzheitlichen Blick auf die Stärkung der Resilienz gegenüber Katastrophen richtet. Sie baut dabei auf existierenden Strategien und Prozessen auf und verknüpft und ergänzt diese wo nötig mit neuen, innovativen Ansätzen. Dies soll Schnittstellen zu verwandten Themen wie der Nachhaltigkeit und Anpassung an den Klimawandel verdeutlichen sowie die Kohärenz oder auch das Zusammenwirken aller relevanten Politikbereiche für die Stärkung einer gesamtgesellschaftlichen Resilienz fördern.
Was ist Katastrophenrisikomanagement?
Das Katastrophenrisikomanagement umfasst Maßnahmen des Risiko- und Krisenmanagements gegenüber Natur- sowie vom Menschen verursachten Katastrophen. Die dabei verfolgten Zielsetzungen sind die Verringerung bestehender Risiken, die Verhinderung neuer Risiken sowie die Steuerung des Restrisikos und somit zum Schutz der Bevölkerung und ihrer Lebensgrundlage vor Katastrophen beizutragen. Dafür werden alle Phasen des Kreislaufs zum Risiko- und Krisenmanagement einbezogen: Sowohl die Prävention, Vorbereitung, Bewältigung als auch die Nachbereitung.
An wen richtet sich die Resilienzstrategie?
Die Resilienzstrategie stellt Menschen und deren Lebensgrundlagen in den Mittelpunkt. Sie umfasst Maßnahmen für den Bund, das heißt Ministerien, Behörden und weitere staatliche Institutionen des Bundes. Resilienz ist jedoch als Fähigkeit eines Individuums, einer Gemeinschaft oder eines Systems zu verstehen. Daher adressieren die Maßnahmen alle Mitglieder unserer Gesellschaft und dienen als Orientierungshilfe für weitere Akteure, die im Katastrophenrisikomanagement mitwirken können und möchten. Dies reicht von Privatpersonen hin zu Vertretungen aus Ländern, Kommunen, Zivilgesellschaft, Privatwirtschaft, Wissenschaft und Medien.
Wieso ist eine Resilienzstrategie notwendig?
In Deutschland müssen wir uns mit einer Vielzahl von potentiellen Gefahren auseinandersetzen. Diese können natürlichen, biologischen, technologischen, industriellen, sozialen oder wirtschaftlichen Ursprungs sein. Sie gefährden Menschenleben, unseren Wohlstand, die Versorgungssicherheit oder destabilisieren Ökosysteme. Der Ausfall von Kritischen Infrastrukturen, der Verlust von Arbeit, finanzielle Belastungen, eingeschränkter Zugang zu Bildung, Ernteausfälle, Waldschäden, Verlust von kulturellem Erbe oder begrenzte Mobilität sind nur einige Beispiele der direkten Schäden von Katastrophen für die Bevölkerung. Diese Risiken lassen sich jedoch verringern und vermeiden, indem wir sie verstehen und steuern, in Vorsorge investieren, uns für den Notfall besser vorbereiten und aus Krisen für die Zukunft lernen.
Die Krisen der letzten Jahre haben wiederholt belegt, dass wir uns in Zukunft in allen Bereichen des Katastrophenrisikomanagements besser aufstellen müssen. Die Stärkung von Resilienz gegenüber Katastrophen ist eine gesamtstaatliche und gesamtgesellschaftliche Aufgabe zum verbesserten Schutz von Menschen und ihren Existenzgrundlagen und zur Stärkung der Widerstands- und Anpassungsfähigkeit des Gemeinwesens gegenüber Katastrophen - in Deutschland und auch durch unsere internationale Zusammenarbeit in der Entwicklungszusammenarbeit und der Humanitären Hilfe.
Impulsgeber für die Erstellung der Resilienzstrategie war jedoch das Sendai Rahmenwerk für Katastrophenvorsorge, welches 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurde. Die Zielsetzungen, Leitlinien und Handlungsprioritäten des Sendai Rahmenwerks dienten der Resilienzstrategie als strategische Grundlage.
Wie wurde die Resilienzstrategie erarbeitet?
Die Resilienzstrategie wurde gemeinsam mit allen Ressorts der Bundesregierung unter Begleitung der Interministeriellen Arbeitsgruppe zur Umsetzung des Sendai Rahmenwerks (kurz: IMAG Sendai) zusammen mit der Nationalen Kontaktstelle für das Sendai Rahmenwerk (kurz: NKS) und unter Federführung des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (kurz: BMI) erstellt. Die NKS beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (kurz: BBK) hat den konzeptionellen Ansatz und die Inhalte erarbeitet sowie den Prozess und die IMAG Sendai maßgeblich durch Beratung, Koordination und Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. Das BBK hat sich in der Erstellung der Resilienzstrategie durch Beiträge in Workshops, regelmäßigem Austausch und diversen Abstimmungsrunden beteiligt
Auch Beiträge der Fachöffentlichkeit zur Resilienzstrategie wurden im Rahmen der Fachtagungen Katastrophenvorsorge sowie diverser anderer Veranstaltungen und bilateraler Termine zusammengetragen und sind in die Erstellung der Strategie eingeflossen. Darüber hinaus basiert die Resilienzstrategie auf bereits existierenden Strategien, Handlungsempfehlungen und institutionellen Strukturen, wie Gremien, Arbeitsgruppen und Bund-Länder Zusammenarbeit, die 2018 im Rahmen einer Berichtserstellung zum Katastrophenschutzverfahren der Europäischen Union durch die Bundesrepublik Deutschland zusammengetragen getragen wurden und die Risikomanagementfähigkeiten bewerten. Sie werden in Zukunft als Grundlage für die Fortschrittsmessung dienen. Im Frühjahr 2018 wurde der Arbeitskreis V für Feuerwehrangelegenheiten, Rettungswesen, Katastrophenschutz und zivile Verteidigung der Innenministerkonferenz über den Prozess informiert.
Welche Rolle nimmt das BBK in der Umsetzung der Resilienzstrategie ein?
Die Resilienzstrategie ist ein Kernelement der Neuausrichtung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutzes und Katastrophenhilfe (kurz: BBK). Das BBK wird die Maßnahmen der Resilienzstrategie, die im Kompetenzbereich des BBK liegen, umsetzen und den fach-, ebenen- und akteursübergreifenden Austausch mit bereits bestehenden und zukünftigen Partnern fördern. Darüber hinaus wird das BBK weiterhin das Bundesministerium für Inneres und Heimat entsprechend beraten.
Was sind die nächsten Schritte?
In der Umsetzung der Resilienzstrategie sind folgende Meilensteine geplant:
- Die ressortübergreifende Zusammenarbeit soll fortgesetzt werden.
- Die Nationale Plattform zur Stärkung der Resilienz gegenüber Katastrophen wird weiter ausgebaut. In der Nationalen Plattform tauschen sich Akteure aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft, Medien und staatliche Institutionen zu Themen des ressort-, ebenen- und sektorenübergreifenden Katastrophenrisikomanagements aus und tragen zur kontinuierlichen Weiterentwicklung der Resilienzstrategie bei.
- Im Jahr 2025 wird ein erster Fortschrittsbericht zur Umsetzung der Resilienzstrategie erstellt werden.
Mediathek
Verwandte Themen
Nationale Kontaktstelle für das Sendai Rahmenwerk
☎ 0228 99 550-3679 oder -3680
Servicezeiten für telefonische Anfragen:
Mo-Do / 8:00-16:30 Uhr
Fr / 8:00-15:00 Uhr