Podcast Krankenhausalarm- und -einsatzplanung: Folge 0 – Einführung

Dr. Martin Weber und Detlef Cwojdzinski begrüßen Sie bei der neuen Podcastreihe „Krankenhausalarm- und -einsatzplanung“ des BBK.

Dr. Martin Weber ist als Referent des BBK an der BABZ zuständig für einen großen Teil der Ausbildungen im Bereich des gesundheitlichen Bevölkerungsschutzes. Detlef Cwojdzinski ist einer der führenden Experten für den gesundheitlichen Bevölkerungsschutz, der den Bereich der Krankenhausalarm- und -einsatzplanung in Deutschland maßgeblich mit aufgebaut und viele Jahre geprägt hat.

Gäste:
Dr. Barbara Kowalzik, Referatsleiterin Referates „III.3 Schutz der Gesundheit“, BBK
Frank Hähn, Referent für Krankenhausalarm- und -einsatzplanung, BBK

Gemeinsam erläutern sie die Rolle von Bund und Ländern bei der Krankenhausalarm- und -einsatzplanung und zeigen auf, warum sich die Krankenhäuser mit dieser Thematik beschäftigen müssen. Sie geben einen Überblick über das „Handbuch Krankenhausalarm- und -einsatzplanung (KAEP)“ und weitere Aktivitäten des BBK in diesem Bereich.

Aufnahme am 24. Oktober 2022

Podcast Krankenhausalarm- und -einsatzplanung: Folge 0 – Einführung

Dauer: 19:36 Quelle: BBK / yapola GbR

Textversion des Audio-Beitrags

Intro & Begrüßung

Martin Weber:
[0:04] Grüß Gott und hallo. Herzlich willkommen zu unserer Podcastserie zum Thema Krankenhausalarm- und -einsatzplanung. Heute zu unserem Eröffnungspodcast.
Mit mir in der Moderation mein lieber Kollege Detlef Cwojdzinski, der als Experte im Bereich Krankenhausalarm- und -einsatzplanung in Deutschland den gesamten Bereich mitgeprägt hat.

Detlef Cwojdzinski:
[0:23] Hallo Martin. Schön, dass wir wieder einen Podcast zusammen machen können.

Dr. Martin Weber:
[0:26] Als Interviewpartner zu dieser Einführung freue ich mich, Dr. Barbara Kowalzik begrüßen zu dürfen. Sie ist Leiterin des Referats "Schutz der Gesundheit", Referat III.3, im Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe und ist in ihrem Referat zuständig für den Bereich Krankenhausalarm- und -einsatzplanung auf Bundesebene. Hallo Barbara, schön, dass du heute dabei bist.

Dr. Barbara Kowalzik:
[0:46] Hallo Martin, schönen guten Tag.

Dr. Martin Weber:
[0:48] Sowie ihren lieben Kollegen Frank Hähn, der als Referent für Krankenhausalarm- und -einsatzplanung in ihrem Referat tätig ist. Hallo Frank.

Frank Hähn:
[0:56] Hallo Martin, auch von mir einen guten Tag.

Dr. Martin Weber:
[0:59] Detlef, möchtest du gleich den Beginn machen?

KAEP – Engagement des BBK

Detlef Cwojdzinski:
[1:01] Ja, Barbara, wir haben ja nun eine große Podcastserie zum Thema Krankenhausalarmplanung produziert. Warum macht das BBK das denn eigentlich? Was ist die Rolle des BBK in der Krankenhausalarmplanung?

Dr. Barbara Kowalzik:
[1:12] Detlef, vielen Dank. Die Rolle des BBK ist der Zivilschutz. Das heißt, während der Katastrophenschutz in der Verantwortung der Bundesländer liegt, ist der Zivilschutz in der Verantwortung des Bundes. Der Zivilschutz ist der Schutz der Bevölkerung vor Kriegseinwirkungen durch nicht militärische Maßnahmen – und das auch im Bereich der Gesundheit.
Für das BBK sind bundeseinheitliche Krankenhausalarm- und -einsatzplanregelungen als Basisschutz aller Krankenhäuser wünschenswert, da wir davon ausgehen, dass in einer Zivilschutzlage nicht nur eine Region betroffen ist, sondern gegebenenfalls mehrere Regionen der Bundesrepublik und auch bundeslandübergreifend. Aus dem Grund möchte das BBK und möchte der Bund eine deutschlandweit einheitliche Krankenhausalarm- und -einsatzplanung erreichen – das, aufgrund der fehlenden Zuständigkeit, allerdings nur als empfehlenden Charakter für die Krankenhäuser und ohne jegliche rechtliche Zuständigkeit.

Dr. Martin Weber:
[2:21] Danke Barbara, aber wie sieht's denn jetzt mit der Rolle der Länder im Kontext Krankenhausalarm- und -einsatzplanung aus?

Dr. Barbara Kowalzik:
[2:27] Die Zuständigkeit für die Krankenhausalarm- und -einsatzplanung liegt tatsächlich bei den Bundesländern. Die haben entsprechende Grundlagen in Gesetzen verankert. Sie haben aber leider eben keine einheitlichen Regelungen, sondern die Krankenhausalarm- und -einsatzplanung ist in den 16 Bundesländern unterschiedlich. Insofern hoffen wir da, auch im Einklang mit den Bundesländern, möglichst zu einer einheitlichen Planung bundesweit zu gelangen.

KAEP – Entstehung des Handbuchs

Detlef Cwojdzinski:
[2:57] Deshalb habt ihr das Handbuch dafür rausgegeben?

Dr. Barbara Kowalzik:
[3:00] Ganz genau. Das haben wir auch nicht alleine gemacht, sondern es begab sich damals und bzgl. "damals" muss ich tatsächlich ein bisschen weiter ausholen: Es war 2015, wo der damalige Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft „Einsatz-, taktische und Katastrophenchirurgie“ der deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, Herr Prof. Friemert, auf mich zukam und von der Idee eines Handbuchs oder Leitfadens für Krankenhausalarm- und -einsatzplanung sprach. Relativ zeitgleich kam auch die Vorsitzende der deutschen Arbeitsgemeinschaft Krankenhauseinsatzplanung e.V., Frau Dr. Katja Scholtes, auf mich zu und sprach von einer ähnlichen Idee. Da wir als BBK diese Idee schon seit mehreren Jahren mit uns herumtrugen, haben wir uns dann zusammengetan, hatten dann eine Lenkungsgruppe, bestehend aus diesen drei Partnern – DAKEP, DGU und BBK – und haben uns ans Werk gemacht.

Ziel der KAEP

Dr. Martin Weber:
[3:59] Barbara, was ist denn jetzt nun eigentlich Krankenhausalarm- und -einsatzplanung? Was ist die Zielsetzung dieser Planung?

Dr. Barbara Kowalzik:
[4:06] Die Krankenhausalarm- und -einsatzplanung ist die Vorbereitung der Krankenhäuser auf Gefahren- und Schadenslagen. Diese können sowohl die Funktionalität eines Krankenhauses beeinträchtigen, zum Beispiel durch einen Brand oder durch eine Störung des Computersystems oder eben auch die Behandlungskapazität. Hier gehen wir insbesondere von einem Massenanfall von Verletzten aus, der im Einwirkungsbereich des Krankenhauses geschieht – zum Beispiel ein Zugunglück – von dem die verletzten Patienten dann in das Krankenhaus zugeführt werden. Solche Gefahren- und Schadenslagen können jederzeit und unvermittelt auftreten und das Krankenhaus eben sowohl in der Funktionalität als auch in der Kapazität vor große Probleme stellen.
[4:58] Wenn man sich auf solche Schadenslagen vorbereitet, kann man durch eine adäquate Krisenreaktion diesen Problemen entgegenwirken. Ziel ist eine möglichst lange Aufrechterhaltung der Individualversorgung. Man kann durch eine vorausschauende Planung die Chaosphase, die am Anfang eines Ereignisses immer auftritt, reduzieren. Es ist hilfreich, wenn der Krisenmodus nicht fremd und unbekannt ist, sondern wenn er bekannt und trainiert ist. Dieses Training sichert eine gute Krisenreaktionsfähigkeit. Voraussetzung ist natürlich, dass die Mitarbeitenden der Krankenhäuser frühzeitig in die Planungen eingebunden werden und regelmäßig trainiert werden.

Überblick: KAEP-Handbuch

Detlef Cwojdzinski:
[5:51] Dankeschön, Barbara. Jetzt zu dir, Frank. Du bist ja derjenige gewesen, der die anspruchsvolle Aufgabe hatte, das Handbuch dann auch, ich sage mal, „zusammenzustecken“ aus den vielen, vielen Beiträgen von unseren kompetenten Autoren. Was steht denn nun eigentlich im Handbuch drin? Kannst du uns mal einen kurzen Überblick geben?

Frank Hähn:
[6:08] Ja gerne, also das Werk ist rund 180 Seiten stark – also schon relativ dick – und es beinhaltet einen Rundumschlag über alle Themen, die bei der Erstellung eines Krankenhausalarmplans eine Rolle spielen und die dementsprechend geplant werden müssen. Hierzu zählen natürlich erst einmal die entsprechenden Rechtsgrundlagen des Bundes und aller 16 Bundesländer. Dazu haben wir gerade schon etwas gehört.
[6:31] Es wird weiterhin dargestellt, wie bei der Erstellung eines Alarmplans konkret vorzugehen ist. Also welche Schritte hierbei im Einzelnen erforderlich sind. Und die wichtigsten Kapitel des Handbuchs sind dann die Empfehlungen zum Aufbau besonderer Strukturen und Prozesse für den Ereignisfall – wie beispielsweise der Aufbau von Führungsstrukturen, die Nachalarmierung von Personal, die Sichtung beim Massenanfall von Verletzten, besondere Vorkehrungen zur Raumordnung, zur Wegeführung oder auch zur Räumung und Evakuierung, die ja bei vielen möglichen Szenarien das Mittel der Wahl sein können.
Ein großer Teil des Handbuchs befasst sich dann mit konkreten Gefahren- und Schadenslagen, wie zum Beispiel dem MANV, dem Massenanfall von Verletzten und Erkrankten, CBRN-Lagen, dem Ausfall von technischen Basis-Infrastrukturen, wie zum Beispiel Strom, Gas, Wasser. Und gerade Letzteres hat durch die Ukraine Krise sehr an Fahrt aufgenommen. Es besteht ein großer Informationsbedarf seitens der Kliniken, die sich natürlich auf diese Szenarien vorbereiten möchten. Und, ich denke mal, bei einer Aktualisierung des Handbuchs werden wir mit Sicherheit dieses Kapitel entsprechend erweitern.
Ein weiteres wichtiges Thema sind Empfehlungen zur Ausbildung der Mitarbeiter und zu Übungen. Übungen, haben wir auch grad schon gehört, geben Sicherheit und sind unbedingte Voraussetzung für den Erfolg der ganzen Planungen.
Abschließend finden sich Schilderungen realer Ereignisse durch Personen, die an deren Bewältigung tatsächlich beteiligt waren. Zum Beispiel werden der MANV bei der Loveparade 2010 in Duisburg oder die Terroranschläge auf das Bataclan in Paris dargestellt, ein Brand, ein Stromausfall, eine Trinkwasserverunreinigung und ein Cyberangriff.

Verbindlichkeit und Rechtsgrundlage

Dr. Martin Weber:
[8:17] Frank, wie verbindlich sind denn jetzt eigentlich die ganzen Regelungen, die wir dort niedergeschrieben haben? Ein Handbuch ist ja eigentlich keine Rechtsgrundlage.

Frank Hähn:
[8:25] Das ist richtig. Die Inhalte haben für die Krankenhäuser lediglich einen empfehlenden Charakter, da – wie meine Kollegin grad schon dargestellt hat – die Zuständigkeit bei den Ländern liegt. Aber das Handbuch bildet quasi den Goldstandard im Bereich Krankenhausalarm- und -einsatzplanung ab, da es unter Mitarbeit der DAKEP, der DGU, weiteren medizinischen Fachgesellschaften und von zahlreichen deutschen Expertinnen und Experten entstanden ist. Und der Bund möchte durch dieses Handbuch gewisse Standards bundeseinheitlich etablieren. Hierzu zählt auch die Einführung einheitlicher Begriffe, Strukturen, Prozesse. Und einige Bundesländer haben zwischenzeitlich auch ihren Krankenhäusern nahegelegt, nach dem Handbuch zu arbeiten.

Detlef Cwojdzinski:
[9:08] Das ist ein schöner Erfolg für euch. Jetzt müssen wir natürlich auch noch nach den gesetzlichen Grundlagen fragen. Wie sieht's denn damit aus? Wir haben vorhin schon kurz gehört, wir haben rechtliche Regelungen in bestimmten Gesetzen. Kannst du das nochmal ein bisschen im Detail darstellen?

Frank Hähn:
[9:23] Ja gerne. Also es ist in der Tat so, dass alle Krankenhäuser verpflichtet sind, Krankenhausalarm- und -einsatzplanung zu machen, sich also auf Ereignisse vorzubereiten. Die gesetzlichen Vorgaben dazu gibt es in allen Gesetzen der Bundesländer zu diesem Bereich. Das sind größtenteils die Krankenhausgesetze, aber auch in den Katastrophenschutz- und Rettungsdienstgesetzen.
Die Verpflichtung, Krankenhausalarm- und -einsatzplanung zu machen, gilt sowohl für Krankenhäuser, die an der Notfallversorgung teilnehmen, aber auch für solche, die es nicht tun. Allgemeinkrankenhäuser müssen sich dabei sowohl auf Szenarien vorbereiten, deren Ursachen im Krankenhaus selber liegen, wie zum Beispiel ein Brand, aber auch auf Ereignisse, die außerhalb passieren, wie ein Massenanfall von Verletzten. Fachkliniken dagegen wie eine Lungenklinik oder eine Psychiatrieklinik, die müssen sich grundsätzlich nur auf interne Gefahrenlagen vorbereiten, weil sie eben zum Beispiel bei einem Massenanfall von Verletzten keine Patienten zugeführt bekommen. Das kann natürlich in einem Verteidigungsfall – für den ja der Bund zuständig ist – anders aussehen, weil dann einfach der Versorgungsbedarf viel höher ist.

Warum KAEP?

Dr. Martin Weber:
[10:38] Danke schön. Jetzt noch eine Frage, die, glaube ich, bei dir richtig angesiedelt ist, Barbara. Wenn jetzt die Krankenhäuser sich für Krankenhausalarm- und -einsatzplanung gar nicht so wirklich interessieren, welche Argumente haben wir denn, warum sich die Krankenhäuser mit Krankenhausalarm- und -einsatzplanung überhaupt auseinandersetzen sollten?

Dr. Barbara Kowalzik:
[10:55] Ganz klar: um handlungsfähig zu bleiben. Man kennt das aus anderen Schadenslagen – ich nehme als Beispiel immer ganz gern die Erste-Hilfe-Ausbildung der Bevölkerung. Jemand, der keinen Erste-Hilfe-Kurs gemacht hat und zu einem Verletzten oder Verunfallten kommt, wird schwer in der Lage sein, adäquat zu reagieren und dem Verletzten zu helfen. Das fängt ja mit dem Absetzen des Notrufes an. Jemand, der aber in Erster Hilfe geschult ist, der geht zum Patienten hin, spricht ihn an, versucht zu helfen und setzt vor allen Dingen zuallererst mal den Notruf ab. Das ist natürlich jetzt in einem kleinen Bereich, aber übertragen auf ein Krankenhaus bedeutet das: Wenn ich weiß, wie ich in einem Schadensfall oder in einer besonderen Lage vorgehe, dann kann ich adäquat auf ein Ereignis reagieren.
[11:49] Und dann kann ich, da hatte ich vorhin schon kurz drüber gesprochen, diese Chaosphase am Anfang reduzieren. Wir reden davon, "vor die Lage" zu kommen. Also bevor ein Ereignis einsetzt, schon zu wissen, wie man darauf reagieren kann. Wenn ich das nicht mache, dann laufe ich in Gefahr, dass die medizinische Versorgung des Krankenhauses zusammenbricht. Und zwar nicht nur die medizinische Versorgung der eventuell durch einen Massenanfall von Verletzten zusätzlich ins Krankenhaus zugeführten Patienten, sondern auch das Zusammenbrechen der Versorgung von denen, die regulär ins Krankenhaus kommen oder sich schon im Krankenhaus befinden. Es kann also zu einem Schaden von Patienten kommen
[12:36] – durch zusätzliche Beeinträchtigung der Gesundheit bis hin zum Tod.
Es kann aber auch zu wirtschaftlichen Schäden des Krankenhauses kommen durch Einnahmeausfälle und natürlich auch zu einem Imageschaden. Wenn das Krankenhaus nicht adäquat auf ein Ereignis reagieren kann, wird das – wir kennen das aus anderen Schadenslagen – sicherlich in den Medien dann auch Thema sein.
Man kann sich nicht auf jede Lage vorbereiten, aber man kann die Reaktionsfähigkeit trainieren. Und wenn es zu einer Lage kommt, die ich vielleicht nicht detailliert im Krankenhausalarm- und -einsatzplan abgebildet habe, dann hilft mir mein Training trotzdem in so einem Fall zu improvisieren und Lösungen für diese zumindest in Teilen vielleicht neue Lage zu finden. Ein belgischer Kollege hat das mal in einem Workshop sehr nett ausgedrückt: Er hat gesagt, man muss in der Lage sein, Jazz zu spielen. Das heißt zu improvisieren. Genau wie man in der Musik beim Jazz, sehr viel improvisieren kann, genauso sollte man in der Lage sein, sich durch Vorbereitung und Training auf neue Schadenslagen in einem Krankenhaus so einzustellen, dass man sehr schnell zu adäquaten und guten Lösungen kommt.

Erste Arbeitsschwerpunkte KAEP

Detlef Cwojdzinski:
[14:02] Ja. ich glaube, Jazz spielen sollte man insgesamt im Krisenmanagement, nicht nur in der Krankenhausalarmplanung. Ein schönes Beispiel.
Frank, wenn ich jetzt nun rangehe und ich kriege den Auftrag, ich soll im Krankenhaus eine Krankenhausalarm- und -einsatzplanung entwickeln – was sind denn dann die konkreten Arbeitsschwerpunkte?

Frank Hähn:
[14:18] Ja, die Planungen beginnen damit, dass man schaut, welche besonderen und speziellen Risiken für mein Krankenhaus gelten. Wenn zum Beispiel ein Chemiebetrieb in der Region ist, dann ist es durchaus möglich, dass ich irgendwann einmal durch ein Ereignis, das dort stattfindet, betroffen sein werde, wie zum Beispiel, wenn Gas entweicht.
Dann müssen bei den Planungen schon Aufgaben an das Personal, an bestimmte Funktionen verteilt werden, wobei die Aufgabenzuweisung auch durchaus fachfremd sein kann. Zum Beispiel habe ich es erlebt, dass Gynäkologen mit der Versorgung leicht verletzter Patienten beauftragt werden, weil die Gynäkologen in dem Moment eben keine Aufgaben in ihrem Fachbereich haben.
Es müssen Checklisten erstellt werden für bestimmte Abläufe und Prozesse, wie zum Beispiel für die Nachalarmierung von Personal, für die Sichtung und so weiter; Handlungsanweisungen für die einzelnen Funktionen: Jeder muss wissen, was er im Falle eines Falles zu tun hat.
Und ganz wichtig sind eben Führungsstrukturen, die aufgebaut werden müssen. Die Krankenhauseinsatzleitung muss gebildet werden. Bei größeren Lagen empfehlen wir die Einrichtung eines Stabes. Das Stabsmodell nach der DV 100 der Feuerwehren ist da eine sehr wichtige Grundlage.
[15:37] Dort sind die wichtigsten Führungsaufgaben und Bereiche abgebildet, wie zum Beispiel die Einsatzsteuerung, die Personallogistik, die Versorgung und so weiter. Ganz wichtig ist, dass sich die Beteiligten, und das sind nicht nur die Beteiligten im Krankenhaus selber, sondern vor allem auch extern, die müssen sich vorab kennen. Wir nennen das immer "in der Krise Köpfe kennen" und deshalb muss man sich frühzeitig mit dem Gesundheitsamt, mit den Behörden und Institutionen der Gefahrenabwehr – also Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei zum Beispiel – zusammensetzen und sich abstimmen.

Bezug des KAEP-Handbuchs

Detlef Cwojdzinski:
[16:11] Also ich glaube, man kann das so zusammenfassen, Frank: In dem Einsatzplan muss all das geregelt sein, was eben nicht dem Normalbetrieb entspricht. Das ist, glaube ich, der Schwerpunkt der Regelungen, weil das ist eben das, was man nicht so automatisch macht, richtig? Dann ist natürlich noch die wichtige Frage: Wem stellt ihr denn das Handbuch zur Verfügung und wo bekomme ich das Handbuch?

Frank Hähn:
[16:30] Das Handbuch kann grundsätzlich jeder Interessierte über unsere Homepage herunterladen – über die BBK-Website. Da ist es als PDF-Dokument verfügbar. Es besteht aber auch die Möglichkeit, Papierexemplare, also Druckexemplare, bei uns anzufordern, maximal fünf Stück pro Bestellung. Und natürlich kann man auch jederzeit mit uns über die auf der BBK-Website publizierte E-Mail-Adresse kaep@bbk.bund.de Kontakt aufnehmen, Fragen stellen, mit uns diskutieren, wie auch immer.

Weitere Angebote des BBK

Detlef Cwojdzinski:
[17:05] Und das alles ist komplett kostenlos?

Frank Hähn:
[17:07] Das ist richtig.

Detlef Cwojdzinski:
[17:08] Jetzt habt ihr das Handbuch ja fertig gemacht. Ihr macht ja auch viele andere Aktivitäten: Podcastserie, Aus- und Fortbildung etc. Kannst du uns mal einen Überblick geben? Was kommt da noch alles auf uns zu? Was bietet ihr zukünftig noch an?

Frank Hähn:
[17:21] Also du hast es schon erwähnt, die Podcastserie. Diesem Auftakt-Podcast werden noch einige weitere fachliche Podcasts folgen, wo überwiegend dann die Autoren unseres Handbuchs im Einzelnen über ihren Bereich berichten. Wir planen zahlreiche Seminarangebote über unsere BBK eigene Akademie, die BABZ. Da ist einiges in Planung: zum Beispiel ein Grundlagenseminar, ein Übungsseminar – wie lege ich eine Übung an? – es geht um Sicherheit in Krankenhäusern. Wir bieten aber auch an, vor Ort zu kommen, um in Kreisen, kreisfreien Städten oder bei Krankenhäusern selber zu informieren und unser Wissen weiterzugeben. Aber da sind natürlich unsere Möglichkeiten, allein aus personellen Gründen, begrenzt. Was uns aber auch vorschwebt, ist die Einrichtung einer Wissensaustauschplattform, wo sich dann KAEP-Planer zusammenfinden, sich gegenseitig Fragen stellen können und einer kann von dem anderen profitieren und Wissen abgreifen.
[18:25] Letztendlich soll das Handbuch auch kurzfristig aktualisiert werden. Es haben sich seit der Erstellung des Handbuchs Ende 2020 so viele neue Dinge ergeben, vor allen Dingen auch durch Corona, durch die Ahrflut und insbesondere auch durch die UkraineKrise. Und deshalb möchten wir auch im Handbuch künftig mehr diese Zivilschutzszenarien, also den Verteidigungsfall, hybride Bedrohungen und so weiter berücksichtigen.

Dank & Abschied

Detlef Cwojdzinski:
[18:52] Das ist ja noch ein Riesenspektrum, was ihr da vor euch habt. Ich kann euch dabei nur viel Glück wünschen.

Dr. Martin Weber:
[18:58] Liebe Barbara, lieber Frank, vielen Dank für eure Zeit. Danke, dass ihr mit uns dieses Interview gemacht habt.
Und sehr geehrte Zuhörer, herzlichen Dank dafür, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mit uns diesen Einführungspodcast zu hören. Ich möchte Ihnen die gesamte Serie empfehlen und ich freue mich darauf, Sie eben in einem der nächsten Podcasts wieder begrüßen zu dürfen. Von meiner Seite aus Dankeschön an dich, Detlef, auch und Dankeschön an Sie für Ihre Zeit. Bis bald.

Detlef Cwojdzinski:
[19:25] Herzlichen Dank an euch beide und macht's gut miteinander.

Dr. Barbara Kowalzik:
[19:28] Vielen Dank an dich Detlef.

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