BBK-Projekt: deutsch-tunesische Zusammenarbeit wird fortgesetzt

Meldung

Zwischen Mitte September und Ende Oktober führten die BBK-Referate „Internationale Ausbildung; Zivil-Militärische Zusammenarbeit“ und „Information der Bevölkerung; Selbstschutz und –hilfe“ mehrere Veranstaltungen im Rahmen der Projektserie „Schutz und Rettung von Menschen“ in Tunesien durch. In den Workshops wurde an der Erstellung eines Gesamtausbildungskonzepts für die nationale Zivilschutzschule Tunesiens (ENPC) sowie an der Erarbeitung von Ausbildungsunterlagen zur Steigerung der Selbstschutz- und Selbsthilfefähigkeiten der tunesischen Bevölkerung gearbeitet.

Darüber hinaus führten die Teilnehmenden der diesjährigen Aufbauseminarreihe im strategischen Krisenmanagement selbstständig zwei Stabsübungen für die Regionalstäbe der Gouvernorate Ariana und Jendouba durch.

Auch in diesem Jahr setzt das BBK die Zusammenarbeit mit dem tunesischen Zivilschutz, dem Office National de la Protection Civile (ONPC), fort. Im Veranstaltungsblock im September fand der vierte Workshop im Bereich Selbstschutz / -hilfe statt. Hier erarbeiteten tunesische Offiziere aus diesem Fachgebiet Ausbildungsunterlagen, für die zum Teil bereits vorliegendes Material des BBK als Vorlage diente. In diesem Jahr gibt es zwei Schwerpunkte: Zum einen den „Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen“, der für Tunesien überarbeitet und übersetzt wird. Für die tunesische Zielgruppe der 7 – 12-jährigen Kinder bieten die deutschen Max & Flocke sowie die im EU-Projekt erarbeiteten YAPS Dokumente eine ergiebige Arbeitsgrundlage. Diese werden an die tunesischen Gegebenheiten angepasst. Dabei wurden die beiden neuen Hauptakteure Salim und Amina geschaffen, die verschiedene Abenteuer meistern. Weiterhin wurden Unterrichtsmaterialien für Ausbilder und Lehrer mit entsprechenden methodisch-didaktischen Kommentaren zu verschiedenen Themen entwickelt. Kinder und Jugendliche können hier wichtige Verhaltensregeln zu Themen wie Brandschutz, Erste Hilfe und Selbstschutz erlernen, die sich sehr nachhaltig auf das gesamte weitere Leben auswirken. Vor allem soll Ihnen aber auch die Angst vor Notfällen und Katastrophen genommen und ihre Selbsthilfefähigkeit gestärkt werden. Im Dezember werden die fertigen Unterlagen dann auf der diesjährigen Abschlussveranstaltung präsentiert und ihr Einsatz mit Schulkindern erprobt.

Parallel dazu haben die Teilnehmenden der diesjährigen Krisenmanagement-Ausbildung, die aus vier auf der Grundlagenausbildung aufbauenden Seminaren bestand, eine Stabsübung mit dem Regionalstab des Gouvernorats Ariana vorbereitet und durchgeführt. An der Übung nahmen alle Stabsmitglieder und der Gouverneur selbst teil und probten anhand von zwei vorbereiteten Szenarien (Überschwemmungen mit großflächigem Stromausfall und Flugzeugabsturz) den Ernstfall. Die Übungsleitung wurde vollständig durch die tunesischen Ausbilder übernommen, die Dozentinnen und Dozenten der BBK-eigenen Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) nahmen eine beobachtende Rolle ein. Die Ausbilder meisterten ihre Aufgaben hervorragend, der Stab bewältigte die Lagen und wurde dabei durch die vorgestellten Methoden unterstützt. Der Gouverneur hob nach der Veranstaltung besonders lobend hervor, dass die Übung dem Stab die Möglichkeit gegeben hat, ressortübergreifende Zusammenarbeit zu üben und die Stabsarbeit strukturierter anzugehen. Künftig werden die lessons learned aus dieser Übung maßgeblich in die Arbeit des Regionalstabs von Ariana einfließen.

Anfang Oktober fand ein weiterer Veranstaltungsblock statt. Zunächst fand das insgesamt vierte Treffen des Workshops zur Erstellung eines Gesamtausbildungskonzepts für die ENPC statt. Die Arbeitsgruppe besteht aus Vertretern aus dem Ausbildungsbereich von ONPC, Personal der ENPC und Dozentinnen und Dozenten der AKNZ. Das Konzept beinhaltet eine Beschreibung aller Veranstaltungsarten und Ausbildungen, die an der ENPC angeboten werden, der angewandten Methoden und pädagogischen Ansätze, sowie einen Vergleich des tunesischen Systems des Zivilschutzes mit anderen Systemen. Weiterhin beinhaltet das Konzept eine Anleitung zur organisatorischen Vorbereitung von Veranstaltungen und zum Seminarraummanagement. Der fertige Leitfaden wird ebenfalls im Rahmen der Abschlussveranstaltung im Dezember präsentiert und an die ENPC übergeben. Dies symbolisiert die zentrale und stetig wachsende Bedeutung, die die ENPC in der Ausbildung im Bereich Zivilschutz in Tunesien einnimmt.

Im Anschluss an den Workshop fand die zweite Stabsübung in diesem Jahr statt, die von den tunesischen Teilnehmenden eigenverantwortlich organisiert und umgesetzt wurde.

Bei dieser Übung wurden dem Regionalstab des Gouvernorats Jendouba im Nordwesten Tunesiens zwei Szenarien präsentiert: In einer Planbesprechung lag es an dem Stab, starke Schneefälle in den höheren Lagen und Überflutungen in den Tälern zu bewältigen und die Situation unter Kontrolle zu bringen. Bei der Stabsübung wurde der Stab mit einem schwerwiegenden Waldbrand konfrontiert. Da Jendouba aufgrund seiner diversen, für Tunesien ungewöhnlichen geografischen Gegebenheiten besonders vielfältige Risiken birgt, war der Regionalstab besonders gefordert. Weil er aber auf zahlreiche eigene Erfahrungen zurückgreifen konnte, war der Stab dennoch in der Lage, die Übung sehr erfolgreich zu bestreiten. Der Gouverneur bedankte sich bei den Ausbildern für die herausfordernden Szenarien und betonte, wie sehr die Stabsmitglieder im Ernstfall von Übungen wie dieser profitieren.

Abschließend fand noch eine Begehung der Baustelle am Ausbildungsgebäude der ENPC statt. Hier entstehen zusätzliche Seminarräume, zwei Räume für Medien- und Pressetraining sowie ein Stabsraum mit zugehörigem Steuerungsraum, die jeweils durch das BBK mit Möbeln, Unterrichtsmaterialien und IT ausgestattet werden. Der Stabsraum wird künftig sowohl für die Stabsübungen mit den Regionalstäben als auch bei Bedarf für Krisensitzungen des nationalen Stabes genutzt. Wie auch das Ausbildungskonzept unterstreicht diese Erweiterung die wachsende Rolle der ENPC. Das Programm angebotener Veranstaltungen wird Jahr für Jahr erweitert und beinhaltet schon längst nicht mehr nur die klassischen ONPC Ausbildungen sondern u. a. auch zahlreiche Fortbildungen, internationale Kooperationsveranstaltungen und Kongresse.

Von 21. bis 24. Oktober fanden die Abschlusstreffen der Arbeitsgruppen für das Ausbildungskonzept und die Selbstschutz- und Selbsthilfeausbildung statt. Der Text des Konzepts erhielt den letzten Feinschliff und wurde in einem einheitlichen Layout aufbereitet, sodass schließlich eine endgültige Druckvorlage erstellt werden konnte. Die erarbeiteten Ausbildungsunterlagen wurden abschließend bearbeitet, mit dem Salim & Amina Logo versehen und ebenfalls für den Druck vorbereitet.

Die diesjährigen Aktivitäten im Teilprojekt I (Stärkung des strategischen Krisenmanagements) des gemeinsamen Projekts von BBK und ONPC stellen die Fortführung der fruchtbaren Zusammenarbeit der vergangenen Jahre dar und zielen besonders auf die Nachhaltigkeit und eine dauerhafte Stärkung der tunesischen Krisenreaktionsstrukturen ab. So wird die Selbstschutz- und Selbsthilfeausbildung Schritt für Schritt die gesamte tunesische Bevölkerung in die Zielerreichung miteinbeziehen und das Ausbildungskonzept die vom BBK eingeführte Krisenmanagementausbildung institutionalisieren, sodass die Seminare langfristig auch ohne die Begleitung durch das BBK abgehalten werden können.