Karneval und Fastnacht auf Mikrofilm: Kulturgutschutz-Projekt sichert immaterielles Kulturerbe für die Nachwelt

Meldung

In einem Jahr, in dem an Masken-Umzüge, Straßenkarneval oder Sitzungen der Fastnachtsvereine nicht zu denken ist, erfährt ein Anfang 2020 gestartetes BBK-Projekt aus dem Bereich Kulturgutschutz eine besondere Bedeutung. Auf Mikrofilm wird seit einem Jahr Archivmaterial zum immateriellen Kulturerbe „Rheinischer Karneval“ und „Schwäbisch-Alemannische Fastnacht“ gesichert, dokumentiert und sicher im Barbarastollen bei Freiburg eingelagert.

Das Projekt „Mikrofilmdokumentation des Kulturguts Karneval“ ist ein Teil der Bundessicherungsverfilmung. Besonders wichtige historische Dokumente werden dabei auf langzeitstabilem Mikrofilm gesichert, um sie für die Nachwelt zu bewahren. Gemeinsam mit den Karnevals-Trägervereinen aus Bonn und Köln sowie der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte wird Archivmaterial zum rheinischen Karneval und zur schwäbisch-alemannischen Fastnacht gesammelt, dokumentarisch bearbeitet und auf Mikrofilm gesichert. Zuletzt soll es im Barbarastollen, dem Zentralen Bergungsort der Bundesrepublik, sicher verwahrt werden. Während in der Sicherungsverfilmung bisher nur Schriftgut verfilmt wurde, soll in diesem Projekt auch exemplarisch das Sichern von Einzelobjekte wie Narrenmasken, Orden oder Tonaufnahmen erprobt werden. Unterstützt wird das BBK dabei durch einen wissenschaftlichen Beirat aus Expertinnen und Experten aus den Archiv- und Geschichtswissenschaften sowie der Brauch- und Ritualforschung.

Immaterielles Kulturerbe für die Bundessicherungsverfilmung

Der Rheinische Karneval und die Schwäbisch-Alemannische Fastnacht haben in Deutschland eine große kulturelle und gesellschaftliche Bedeutung. Die Tradition dieser „Fünften Jahreszeit“ geht bis ins Mittelalter zurück und ist tief in der Gesellschaft verwurzelt. Für die feiernden Menschen sind diese Rituale und Bräuche sinn-und identitätsstiftend und die Geschichte dieses Festkomplexes spiegelt politische, soziale und kulturelle Entwicklungen wieder. 2015 wurden daher der Rheinische Karneval mit all seinen lokalen Varianten sowie die Schwäbische-Alemannische Fastnacht in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der Deutschen UNESCO Kommission e.V. aufgenommen.

Im Projekt „Mikrofilmdokumentation des Karnevals“ wird ein Querschnitt durch die historische und kulturelle Entwicklung des Karnevals in Deutschland angestrebt, der die in der Gesellschaft verankerten Traditionen und Bräuche mit ihren lokalen Varianten für die Nachwelt darstellt und nachvollziehbar macht. Hierzu gehört auch die Betrachtung historischer Epochen, wie z.B. Karneval zu Zeiten des Nationalsozialismus. Dass der Karneval dieses Jahr pandemiebedingt nicht wie gewohnt gefeiert werden kann, stellt eine besondere Momentaufnahme in seiner Historie dar. Wo es möglich ist, werden die traditionellen, typischen Veranstaltungen in die virtuelle Ebene verlagert und durch Online-Aktionen erlebbar gemacht. In diesen besonderen Zeiten ist das Engagement umso wichtiger, Kulturgüter wie diese für die nachkommenden Generationen festzuhalten.

Schutz und Prävention auch für Kulturgut: 60 Jahre Bundessicherungsverfilmung

Bereits seit 60 Jahren werden historisch bedeutsame Dokumente gemeinsam von Bund und Ländern auf Mikrofilm gesichert und im Barbarastollen verwahrt. Der Stollen im Schwarzwald ist der Zentrale Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland, in dem rund eine Milliarde Mikrofilmaufnahmen identitätsstiftender Dokumente aus deutschen Archiven lagern. Damit trägt der Bund zur Umsetzung der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten bei. Dieser völkerrechtliche Vertrag verpflichtet Staaten, ihre Kulturgüter wie zum Beispiel historische Bauten, Kunstwerke oder wichtige Archivalien vor Beschädigung und Zerstörung zu schützen. Dies gilt sowohl in bewaffneten Konflikten als auch im Frieden.

Weitere Informationen zum Kulturgutschutz im BBK