Härtetest bei Praxiserprobung für Teileinheit Behandlung der MTF
Meldung
Bei einem Massenanfall von Verletzten (MANV) kommt es darauf an, möglichst viele Verletzte oder Erkrankte professionell und schnellstmöglich medizinisch zu versorgen. Die Medizinische Task Force (MTF) ist speziell auf solche Schadenslagen ausgerichtet, bei denen eine hohe Anzahl von Verletzten anfallen. Um diesem Auftrag gerecht zu werden, braucht es robuste Technik und schlagkräftige Taktik. Um Technik passfähig zur Taktik bereitzustellen, bedarf es praxisnaher Konzeption und Realerprobungen.
In den vergangenen Wochen wurde der Beispielsatz der Ausstattung für den Gerätewagen Behandlung der MTF intensiv erprobt. Künftig wird durch diesen Gerätewagen die Teileinheit Behandlung an 61 MTF Standorten in Deutschland vervollständigt.
Wissenschaft und Technik für die Praxis
Um diese Finalisierung auch in der Praxis auf „Herz und Nieren“ zu prüfen, wurde ein Beispielsatz der Ausstattung zusammengestellt und umfassend am BBK-Standort Bonn Dransdorf erprobt. Sowohl aktive Einsatzkräfte der MTF ebenso wie BBK-Mitarbeitende waren an der Erprobungsmaßnahme beteiligt und traten in einen intensiven Erfahrungs-, Expertisen- und Erkenntnisaustausch, um eine bestmögliche Alltagstauglichkeit sicherstellen zu können.
Ferner galt es, erste Erkenntnisse aus dem Forschungsvorhaben zu katastrophenmedizinischen Behandlungsleitlinien für die Präklinik als Wissenschaftstransfer für Material, Ausstattung und Taktik in die Praxis zu realisieren und das Beschaffungsvorhaben auf den neusten Stand von Technik und Wissenschaft zu bringen.
Langzeittest für Behandlungszelte
Die Teile des Beispielsatze der Ausstattung wurden dabei über lange Zeit erprobt. Dazu gehörten auch Zelte, die über Wochen intensiven Temperaturen und extremen Wetterverhältnissen, wie Sturm oder Starkregen, ausgesetzt wurden. So konnte die Einsatztauglichkeit unter schwierigen Bedingungen getestet werden. Auch bei Nacht wurde erprobt, um das Beleuchtungskonzept zu überprüfen.
Wichtige Erkenntnisse aus der Erprobung
Das Ziel des gesamten Erprobungsverfahrens ist es, „harte“ technische Infrastruktur und taugliches Material zu liefen, um so den Ansprüchen des BBK gerecht zu werden. Außerdem soll erreicht werden, auch unter widrigen Bedingungen der Schutz- und Versorgungsstufe IV einsatzfähig zu sein.
Ergänzend zu den Materialtests wurden Stellproben durchgeführt. Dabei wurden Platzbedarfe erörtert und die Beladebedingungen auf einem Einsatzfahrzeug technisch evaluiert.
Das Erproben von medizinischen und taktischen Abläufen hat hilfreiche Informationen zur Raumordnung und Zonierung geliefert. Außerdem wurde Sensibilität für die Details geschaffen, um bestmöglich auch hier effektive und effiziente katastrophenmedizinische Abläufe zu ermöglichen.
Die Praxiserprobung hat gezeigt, an welchen Stellen die Elemente taktisch am günstigsten zu „verorten“ sind und wie und in welcher Reihenfolge sie am sinnvollsten aufgebaut werden sollen. Auch der maximale Raumbedarf konnte ermittelt werden. Dies hat beispielsweise Auswirkung auf die Anordnung beziehungsweise Verlastung der Fachdienstausstattung auf dem Gerätewagen Behandlung.
Aus der Praxis für die Praxis
Die gesammelten Erkenntnisse werden akribisch ausgewertet und unmittelbar Einfluss auf technische und taktische Detailkonzeptionen sowie die nachfolgenden Beschaffungsvorhaben für die insgesamt 61 Gerätewagen Behandlung zur Vervollständigung der Teileinheit Behandlung der MTF haben.
Auch hier zeigt sich wieder, dass das Anfassen und der Härtetest der Technik unerlässlich sind und, dass gemäß dem Motto „aus der Praxis für die Praxis“ die Erprobungsmaßnahmen einen alternativlosen Transfer zwischen „Reißbrett“ und „Feld“ bieten.
Zum Hintergrund
- Aufgabe der 66 Kräfte starken Behandlungsbereitschaft ist der Aufbau und Betrieb eines Behandlungsplatzes der Medizinischen Task Force (BHP MTF) und damit die katastrophenmedizinische Versorgung der Bevölkerung auch bei zerstörter Infrastruktur. Sichergestellt werden hierbei die Eingangs- und Verlaufssichtung verletzter und/oder erkrankter Personen, die medizinische Behandlung, das Herstellen der Transportfähigkeit und die Festlegung der Transportpriorität in Krankenhäuser. Alternativ kann mit Material und Personal der Behandlungsbereitschaft auch der Aufbau und Betrieb von Sichtungsstellen vor einem Krankenhaus realisiert werden.
- Die Teileinheit Behandlung muss dabei technisch wie personell 50 parallel betriebene Versorgungsplätze für die unterschiedlichen Sichtungskategorien bereitstellen. Dabei kann sie die Versorgung von 50 Verletzten mit traumatischthermischen Verletzungsmustern über einen Zeitraum bis zu 48 Stunden oder auch von bis zu 100 Verletzten bei kontinuierlichem Durchlauf sowie auch eine ereignisunabhängige Notfallversorgung für akut Erkrankte gewährleisten. Da die Anzahl der Verletztenversorgung pro Stunde lage- und szenarienabhängig ist, sind auch Belastungsspitzen technisch und taktisch zu berücksichtigen.
- Bislang sind für diese Aufgabenerfüllung durch den Bund bereits über 400 Gerätewagen Sanität sowie über 120 Mannschaftstransportwagen zum Personaltransport an die Länder übergeben worden. Somit stehen bereits jetzt flächendeckend zahlreiche Einsatzfahrzeuge bei den Hilfsorganisationen und Feuerwehren für den Ernstfall bereit. Die Konzipierung des Gerätewagen Behandlung, der die Teileinheit Behandlung der MTF vervollständigt, befindet sich nach dieser Erprobung in der Finalisierung.