Risiken systematisch begegnen

Pressemitteilung

10 Jahre nach Köln: Bundesamt wirbt für mehr Vorbereitung zum Schutz von Kulturgut
Sind die Kulturgut bewahrenden Einrichtungen aktuell gut vorbereitet, um die ihnen anvertrauten Schätze zu beschützen? Mit dieser Frage haben sich heute in Leipzig Vertreterinnen und Vertreter von Einrichtungen beschäftigt, die in den vergangenen Jahren mit Katastrophen konfrontiert waren – das Elbhochwasser in Dresden 2002, der Brand der Anna Amalia Bibliothek 2004 in Weimar oder der Einsturz des Stadtarchivs in Köln 2009.

Sie berichteten während des Podiumsgesprächs „Bilanz ziehen – Kulturgutschutz seit Anna Amalia“ darüber, wie sie die dramatischen Ereignisse bewältigt haben. Thema der Bilanz war aber auch, welche Konsequenzen aus diesen Erfahrungen gezogen wurden, was der Kulturgutschutz in Deutschland von den Erkenntnissen lernen konnte und wie er sich im letzten Jahrzehnt weiterentwickelt hat.

Initiativen kommen häufig „von unten“

Zwei Erkenntnisse haben sich dabei herauskristallisiert: Zum einen war es unter den Gesprächsteilnehmern unbestritten, dass ohne adäquaten Kulturgutschutz unersetzliche Verluste für unsere Kultur und Identität drohen. Das haben die verschiedenen Unglücke in Dresden, Weimar und Köln gezeigt. Erst vor zwei Monaten zerstörte ein Brand viele Exponate des Nationalmuseums in Rio für immer. Eine weitere gemeinsame Erfahrung ist, dass es seit den katastrophalen Ereignissen zahlreiche positive Entwicklungen gegeben hat: Zugänge für die Feuerwehr wurden verbreitert und Ausrüstung wie Gummistiefel, Taschenlampen, Funkgeräte und Plastikabdeckungen beschafft. Insgesamt ist der Stellenwert für die Sicherheitsarbeit in Kultureinrichtungen gestiegen, bilanzierte das Podium. Diese Maßnahmen waren und sind jedoch größtenteils als „Bottom-up-Initiative“ durch die Betroffenen und Verantwortlichen selbst initiiert und getragen. Ein Beispiel dafür sind die Notfallverbünde, die sich seit den genannten Katastrophen gegründet haben.

Die katastrophalen Ereignisse in Weimar und Dresden waren zudem Ausgangspunkt zur Entwicklung des SiLK – SicherheitsLeitfadens Kulturgut, der Sammlungseinrichtungen bei der Evaluation und Optimierung ihres Sicherheitsstandards unterstützt und damit einen wichtigen Beitrag zum nachhaltigen Schutz unserer Kulturgüter leistet.

Von Erfolgen der allgemeinen Gefahrenabwehr lernen

An dieser Stelle setzt der Vorschlag des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) an, systematische Risikoanalysen für den Kulturbereich zu etablieren, wie sie in anderen Bereichen der Gefahrenabwehr mittlerweile Standard sind.

„Wir möchten die Kultureinrichtungen ermutigen, ihre vorbeugenden Maßnahmen zur Gefahrenabwehr zu systematisieren, sich mit den Gefahrenabwehrbehörden vor Ort zu vernetzen und gemeinsame Übungen abzuhalten“, sagte BBK-Präsident Christoph Unger bei der Eröffnung über das Ziel der Veranstaltung.

Der kanadische Experte Robert Waller arbeitet seit den 1990er Jahren zu dem Thema und teilt während eines ganztägigen Workshops während der Tagung seine Erfahrungen mit den Teilnehmenden.

„Im Bereich der lebensnotwendigen Versorgung der Bevölkerung, den sogenannten Kritischen Infrastrukturen, wird das systematische Risiko- und Krisenmanagement schon seit Jahren erfolgreich praktiziert. Die vielen kleinen und großen Erfolge der Methode im Bereich der Kritischen Infrastrukturen machen es sehr wahrscheinlich, dass eine Übertragung der Methoden auf die Gefahrenabwehr im Kulturbereich ganz erhebliche Vorteile bringen würde“, sagte Christoph Unger.

Bundesangelegenheit Kulturgutschutz

Die Zuständigkeit für kulturelle Angelegenheiten liegt gemäß dem Grundgesetz bei den Ländern. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hat als Zivilschutzbehörde die Zuständigkeit für die Umsetzung der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten.

Bewaffnete Konflikte, also Kriege, sind zwar sehr unwahrscheinlich, die Haager Konvention schreibt jedoch fest, dass vorbereitende Maßnahmen zum Schutz von Kulturgut schon in Friedenszeiten zu treffen sind. Mit diesem Auftrag richtet sich das BBK mit regelmäßigen Veranstaltungen an die Länder. Ziel ist es, dafür zu sensibilisieren, dass vorbereitende Maßnahmen zum Schutz von Kulturgut getroffen werden müssen.

Das Podiumsgespräch war Teil der 5. Internationalen Tagung „Kultur!Gut!Schützen!“ für Sicherheit und Katastrophenschutz für Museen, Archive und Bibliotheken in Leipzig. Sie wird gemeinsam veranstaltet vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe und SiLK – Sicherheitsleitfaden Kulturgut.

Pressesprecherin: Marianne Suntrup
stellvertretender Pressesprecher: Henning Hahn
stellvertretende Pressesprecherin: Ann-Kathrin Maß

022899 550-1180

📧 pressestelle@bbk.bund.de